Karibik

Kuba: Kreuzfahrt mit Rum, Strand und Privatkonzert

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Unesco-Städte, Wasserfälle und fantastische Strände: Auf einer Kreuzfahrt rund um die Karibikinsel lassen sich viele sehenswerte Orte vom Meer aus entdecken.

Nur wenige Schritte vom Pier entfernt – und schon sind die Kreuzfahrtpassagiere der MS Hamburg mitten in der Altstadt von Havanna. Die Stadt hat sich herausgeputzt, schließlich wurde im November 2019 das 500-Jahr-Jubiläum ihrer Gründung gefeiert. Prächtige Paläste, barocke, neoklassizistische und Art-déco-Gebäude, Häuser in den verschiedensten Farben mit Balkonen, Stuck und schmiedeeisernen Fenstergittern bildeten eine perfekte Kulisse für Feierlichkeiten. Auch das Capitolio wurde neun Jahre lang renoviert.

Dass frisch renovierte Gebäude neben desolaten, seit Jahrzehnten dem Verfall preisgegebenen (und bewohnten) Häusern, selbst in den grünen Villenvierteln, stehen, stört kaum jemanden. Auch das macht „La Habana“ mit seinem berühmten leicht morbiden Flair aus. In der Kathedrale findet am Abend ein Mozart-Konzert statt, bei freiem Eintritt, während auf den Straßen und in den Bars traditionelle kubanische Musik gespielt wird. Mojito, Cuba Libre, Daiquiri – fließen bei den Touristen in Strömen. Havanna ist bunt, quirlig und kontrastreich.

Das Leben ist draußen

Die unterschiedlichen Viertel wie La Habana Vieja, Centro Habana, Vedado, lassen sich auf die Schnelle nicht nur mit einer Oldtimer-Tour, sondern noch besser per E-Bike erkunden. Bei einer Fahrt durch die Straßen und Gassen, über Boulevards und Plätze erhaschen die Besucher Einblicke in den Alltag der Kubaner.

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Auf kleinen Märkten und an Ständen werden Obst und Gemüse verkauft, schicke Bars und Restaurants finden sich neben einfachen Essbuden, verschiedene Werkstätten bieten ihre Dienste an, Fahrer der auf Hochglanz polierten Oldtimer, Fahrradtaxis oder Kutschen halten Ausschau nach Kunden, Kinder spielen in den Gassen mit Murmeln oder Fußball, junge und alte Leute sitzen auf den Stufen vor dem Haus oder auf den Balkonen und plaudern. An der Uferpromenade Malecón spazieren verliebte Pärchen, Fischer werfen die Angel ins Meer aus, die eine oder andere Welle sorgt für überraschende Abkühlung, auch für die Touristen auf dem Rad.

Die Einheimischen lachen, grüßen, fragen. „Woher kommt ihr? Deutschland?“, das ist eine der häufigsten Fragen, die gestellt werden. „Die Leute freuen sich über Touristen und dass ihr das Land kennen lernen wollt“, erklärt Jens Schöne von Cubyke, dem E-Bike-Unternehmen, das er gemeinsam mit seinem deutschen Landsmann Martin Staub sowie kubanischen Mitarbeitern betreibt.

Europäer erwünscht

Tatsächlich sind auch die Ankünfte aus Europa von großer Bedeutung für den sozialistisch (und bis vor Kurzem kommunistisch) regierten Inselstaat. Nachdem Ex-US-Präsident Barack Obama seinen Landsleuten Reisen nach Kuba erlaubt hatte, brachte das gut zahlende Touristen und Devisen und einen enormen Aufschwung für das Land. Souvenirstände und -geschäfte, Ausflugs- und Rundfahrtenanbieter, Taxiunternehmen, Restaurants, Hotels und Bars – alle profitierten von den reisefreudigen Amerikanern.

Doch Donald Trump verstärkte im Sommer 2019 die Sanktionen für Kuba erneut. Dieser Boom ist mittlerweile vorbei. „Was vorher explodierte, implodiert jetzt, die Leute machen sich große Sorgen“, erzählt ein Reiseleiter. Die Hoffnungen für das Land waren groß, aber irgendwie bleibt immer alles beim Alten.

Nach etwas mehr als 24 Stunden in Havanna verlässt das Schiff den Hafen. Die Passagiere stehen an Deck mit Aperitif und noch der Melodie von „Guantanamera“ oder „Hasta siempre, comandante“ in den Ohren und beobachten, wie die Sonne über der Skyline der Stadt untergeht, bevor das Abendessen serviert wird. Die nächsten Ziele sind Maria La Gorda und Cayo Largo del Sur.

Die Zeit auf dem Schiff, das maximal 400 Personen (in 205 Kabinen und Suiten) auf hoher See transportiert, wird gemächlich genutzt. Die Wege zwischen Kabinen, Restaurants und den verschiedenen Decks sind kurz, das schätzen die Passagiere. Wie auch die interessanten Routen: Als kleinstes Kreuzfahrtschiff (Deutschlands) kann die MS Hamburg Häfen und Orte anfahren, welche die großen Kreuzer nicht ansteuern. Die Landgänge in den Häfen oder mittels Tenderboots gehen rasch vonstatten.

Vorträge und Salsa an Bord

In der Früh treibt es Jetlag-Geplagte auf das Pooldeck, um den ersten Kaffee in aller Ruhe im sanften Morgenlicht und bei noch etwas „kühleren“ Temperaturen zu genießen. Der eine oder andere sucht das Fitnesscenter auf oder nutzt den Pool für sich, bevor es zum Frühstück geht. Die zwei Restaurants sind in der Früh, mittags und abends gut besucht, wer will, kann auch noch einen spätabendlichen Snack zu sich nehmen. Alles wird frisch gekocht, gebraten, gebacken. Vorträge zu Land und Leute, Salsa-Workshops oder Zigarrenseminar bereichern das Tagesprogramm ebenso wie abendliche Musikunterhaltung.

Bordsprache ist Deutsch, und das obwohl 21 verschiedene Nationalitäten auf dem Schiff arbeiten. José Bras, Hoteldirektor des Schiffs, aus Portugal stammend, hat 130 Besatzungsmitglieder (von insgesamt 172) unter seiner Obhut. „Ich bin sehr stolz auf meine Crew“, sagt er. Und: „Alle verstehen sich gut.“

Traum in Weiß-Grün-Blau

Zur Mittagszeit kommt das Schiff in Maria La Gorda, im äußersten Westen von Kuba, an der Bucht Bahía de Corriente, an. „Vergessen Sie nicht Ihren Reisepass, die Touristenkarte, die Bordkarte und das Ticket für Ihren Ausflug“, lautet die Durchsage an Bord. Eine Gruppe geht auf Schnorcheltour, eine andere zur Vogelbeobachtung im Nationalpark Guanahacabibes. Die dritte schippert mit dem Tenderboot an Land, um „nur“ den feinsandigen Strand, eine Liege unter den Palmen und ein kühles Bier bei kubanischen Klängen zu genießen.

Auch der Kapitän und seine Crew planschen in der Lagune. Am Abend heißt es Abfahrt zum nächsten Traumstrand der Karibik, nach Cayo Largo del Sur. Hier lassen dann ein fast kalkweißer Sand, Palmen und das türkisblaue Wasser endgültig sämtliche Karibikträume wahr werden. Der Badetag wird nur durch ein köstliches Mittagessen im Restaurant am Strand (Fisch, Hummer, Reis mit Bohnen) – inklusive Live-Musik – unterbrochen.

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In Cienfuegos wiederum, der „Perle des Südens“, warten neue Abenteuer auf die Kreuzfahrer. Die Unesco-Stadt selbst, die ihren Wohlstand durch die Zucker- und Tabakindustrie erlangte, beeindruckt mit der historischen Altstadt aus dem 19. Jahrhundert, mit Gebäuden im französischen Stil – nur um einiges bunter –, der Plaza Parque José Martí, Triumphbogen, Rathaus, Teatro Terry, Souvenirständen, Galerien und Lokalen sowie der Uferpromenade von Punta Gorda. Ein Ausflug zu den Wasserfällen von El Nicho in der Sierra del Escambray, ermöglicht jedoch auch einen Blick ins Land hinein.

Ein offener Truck bringt die Besucher in knapp zwei Stunden durch Dörfer und kleine Städte, vorbei an Pferdekutschen, Mopeds und Trucks, an Weiden, Zuckerrohrfeldern, Wäldern, Flüssen, Hügeln und Bergen, kurvig und bergauf, bergab, manchmal recht holprig, hinein in den Dschungel. Dann endlich locken die bezaubernden Wasserfälle und -becken, glasklar, grün und türkis leuchtend, von Bäumen, Sträuchern und Blumen umgeben, mit Abkühlung.

Mehrere Gruppen von Touristen schlendern über den kurzen Rundweg. Miriam, Fremdenführerin bei der Agentur Gaviota, die sich unter anderem für die Instandhaltung der Wanderwege und um das Restaurant auf dem Besucherzentrum kümmert, erklärt die Botanik und sie erzählt auch, was sich verändert hat in den letzten Jahren. Während El Nicho vor zwanzig Jahren noch ein relativ ruhiger Flecken war – und auch die Straßen viel schlechter waren –, werden jetzt an die 12.000 Besucher im Jahr gezählt. „Auch viele Kubaner kommen im Sommer, von Juni bis August, hierher“, sagt sie. Das Restaurant ist ganz neu, das Essen hervorragend, und auch die Musiker (wie auch der eine oder andere Cocktail) tragen zur guten Stimmung bei.

Musikalische Überraschungen

Santiago de Cuba, die letzte Station auf kubanischem Boden, ist erneut eine andere Welt. Das Schiff fährt morgens in eine fjordähnliche Bucht ein, bis es kurz vor dem Hafen der zweitgrößten Stadt Kubas, mit der Bergkette der Sierra Maestra im Hintergrund, ankert. Mit den Booten fährt man an Land. Im Hafen warten Fahrradtaxis, die Touristen gern für ein paar CUCs pro Stunde herumkutschieren, ideal, um die unterschiedlichen Stadtteile kennenzulernen.

Hauptstadt der Revolution

„Hier findet im Sommer der Karneval statt“, sagt Taxifahrer Jonny an der Uferpromenade; und auch ein paar Straßen weiter. Schließlich ist der Karneval im Juli jedes Jahr ein großer Höhepunkt für die Einwohner der Stadt. Johnny verweist auch auf die Brauereien, Zigarrengeschäfte, auf die Lagerhäuser, auf die verschiedenen landwirtschaftlichen Kooperativen, die die Wirtschaft etwas ankurbeln sollen beziehungsweise dürfen, auf den Fischerhafen mit den bunten Booten.

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Ein Stopp ist auch beim Friedhof Cementerio Santa Ifigenia eingeplant, auf dem neben dem Mausoleum des Nationalhelden José Martí heute auch das Grab von Fidel Castro zu finden ist. Der Eintritt kostet 3 CUC. Halbstündlich können die Besucher am Mausoleum dafür der seltsam anmutenden Wachablöse beiwohnen, die von den dramatischen Klängen der „Elegía a Martí“ begleitet wird.

1953 war Santiago im Übrigen auch Hauptort der kubanischen Revolution, worauf die Stadt, die 2015 ihr 500-Jahr-Jubiläum feierte, immer noch stolz ist. Und musikalisch zeigt sie sich an allen Orten, besonders in der Altstadt. Die Straßen, Gassen, Plätze und Parks sind bunt und lebhaft, die Gebäude in der Altstadt – inklusive Kathedrale, Museen und Palais – recht repräsentativ.

In Santiago wurde unter anderem auch der Musikstil Son, der mit der Band Buena Vista Social Club Weltruhm erlangte, geboren und verzaubert noch heute die musikinteressierten Besucher. Im Musikhaus Casa de la Trova finden regelmäßig hochkarätige Konzerte statt, nachmittags und abends. Mit etwas Glück kann es dann auch passieren, dass Musiker im Hof bei einem Glas Rum sitzen und den nichts ahnenden Touristen „eine Legende, den besten Musiker des Landes“ vorstellen.

Und mit ganz viel Glück kann es überdies geschehen, dass Alejandro Almenares, Wegbegleiter von Eliades Ochoa (Buena Vista Social Club), ein spontanes Privatkonzert gibt. Wer bis dahin noch kein Liebhaber der kubanischen Musik und des besonderen Flairs gewesen ist, wird es spätestens hier. Beglückt von Musik und Mojito darf es auch wieder zurück an Bord gehen. Bei Sonnenuntergang sticht das Schiff wieder in See.

KUBA VOM SCHIFF AUS

Routing: MS Hamburg fährt 2020 wieder nach Kuba, u. a. „Rund um Kuba“ elf Tage lang, 3.–13. 11. und 12.–22. 11., von Montego Bay (Jamaika) nach Kuba (Cienfuegos, Cayo Largo, Maria la Gorda, Havanna, Antilla, Santiago de Cuba) und zurück nach Montego Bay.

E-Bike-Tour in Havanna: www.cubyke.com

Compliance: Die Reise erfolgte auf Einladung von Plantours, www.plantours-partner.de

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2020)

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