Gegengift

Brexit: Getrennt vom kostbaren Edelstein durch das silberne Meer

Frage nicht, was der Abschied von der EU für das Vereinigte Königreich bedeutet. Frage vielmehr, was dem Rest des Kontinents droht.

Mit ausführlichen Betrachtungen und beharrlicher Sentimentalität wurde auch bei uns in den anglophilen Interessengemeinschaften des Gegengiftes der Ausstieg der großen Briten aus der Europäischen Union begleitet. Erst in den dunkelsten Stunden des Freitags aber, weit nach eins, als wir bereits heroisch-pathetische Gedichte von Rudyard Kipling rezitiert hatten, wurde uns bewusst, dass diese Wehmut viel zu einseitig war. Deshalb sei nun auch der Kernpunkt einer herzlosen Scheidung samt der noch zu erwartenden langwierigen Gütertrennung nachgereicht: Frage nicht, was der Abschied für das Vereinigte Königreich bedeutet. Frage vielmehr, was dem Rest des Kontinentes droht, wenn sich „dieser kostbare Edelstein im silbernen Meer“ von ihm trennt.

Die Geschichte lehrt uns Abschreckendes. Nehmen wir zum Beispiel Frankreich. Es war ein schönes Land, als sich im hohen Mittelalter das Angevinische Reich schlank von Englands Norden bis zu den Pyrenäen erstreckte. Machthunger des Ober-Lehensherrn Philipp II. zerstörte den Besitz der Plantagenets auf dem Kontinent. Der Kapetinger ruhte nicht, bis er nach dem Französisch-Englischen Krieg weite Teile davon erobert hatte. Man muss gar nicht erst auf den hässlichen Hundertjährigen Krieg eingehen, der die Beziehungen zwischen Insel- und Landmacht noch mehr strapazierte.

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