Gold: Der seltsame Höhenflug des gelben Edelmetalls

Gold seltsame Hoehenflug gelben
Gold seltsame Hoehenflug gelben(c) BilderBox (BilderBox.com / Erwin Wodicka)
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Der US-Dollar steigt, die Inflation ist gering. Trotzdem schnellt der Goldpreis in die Höhe. Verwunderlich ist auch, dass sich Silber, der kleine Edelmetallbruder von Gold, seit Jahresbeginn kaum vom Fleck bewegte.

wien (ker). Investoren und Edelmetallfans schauen nach Wien. Die weltweit größte Goldmünze wird morgen um 14 Uhr im Dorotheum versteigert. Wolfgang Auer von Welsbach hat sie vor einigen Jahren gekauft. Nach dem Konkurs der Anlagefirma AvW wird das Goldstück nun seinen Besitzer wechseln. Das vermeintliche „Sensationsereignis“ weckt auch international Aufmerksamkeit. Zahlreiche Medien haben in den vergangenen Tagen darüber berichtet.

Sie spiegeln damit auch die Stimmung unter Investoren wider. Die befinden sich nämlich auch im „Goldrausch“. Seit Jahresbeginn stieg der Goldpreis (auf Dollar-Basis) um elf Prozent. Die Nachfrage war zuletzt derart hoch, dass der Goldpreis vor wenigen Tagen seinen nominellen Rekordstand von 1253 Dollar erreichte, ehe er gestern wieder zurückfiel. Seltsam sind dabei die Umstände, unter denen der Preisanstieg stattfand.

• Früher galt Gold als Absicherung gegen den Verfall des Dollars. Davon konnte zuletzt keine Rede sein. Der Dollar bewegte sich tendenziell mit einem steigenden Euro nach oben. Der Dollar-Index, der den Wert des US-Dollars mit einem Korb mit sechs anderen wichtigen Währungen vergleicht, stieg seit Anfang 2010 um 11,5 Prozent. Der Euro nahm gegenüber dem Greenback stark ab. Der Goldpreis schoss trotzdem in die Höhe.

• Gold profitiert von einer erhöhten Inflationsgefahr, da es gemeinhin als Schutz vor einer Inflation gilt. Von der Gefahr einer hohen Inflation ist derzeit noch nicht viel zu sehen. Die Produktionskapazitäten sind noch nicht ausgelastet, die Arbeitslosigkeit ist weiter hoch. Zudem sprechen Experten wegen der Staatsschuldenkrise von einer drohenden Deflation. Die Staaten müssen sparen, die Konjunkturprogramme laufen aus, das zarte Wirtschaftswachstum würde dadurch zertreten werden, warnen immer mehr Experten.

• Verwunderlich ist auch, dass sich Silber, der kleine Edelmetallbruder von Gold, seit Jahresbeginn kaum vom Fleck bewegte.

Gold lediglich als Versicherung

Dass sich angesichts dieser Umstände eine Goldblase gebildet haben könnte, wird vielerorts vehement bestritten. Verglichen mit der Staatsverschuldung könne man absolut nicht von einer Blase sprechen, sagen etwa die Experten der Erste Bank. Würde man die US-Staatsverschuldung mit zehn Prozent Gold decken, so müsste der Goldpreis auf 4500 Dollar steigen. Soll heißen, der Goldpreis hat noch immer Potenzial nach oben.

Fundamental schaut es nach Expertenmeinungen dagegen nicht so rosig aus. Das Goldangebot dürfte nämlich deutlich höher als die Nachfrage sein.

Aber Gold ist nun einmal keine normale Vermögensanlage. Tim Albrecht, Fondsmanager von DWS, bezeichnet Gold derzeit lediglich als eine Versicherung: „Anleger, die auf Geld setzen würden, müssten Angst vor Tumulten auf den Finanzmärkten, einer Hyperinflation und sozialen Verwerfungen haben.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2010)

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