Ob Österreich in 20 Jahren noch als „Skination“ gilt, ist ungewiss.
Analyse

Der Schulskikurs hat seinen Glanz verloren

Vor 25 Jahren fuhren 260.000 Schülerinnen und Schüler auf Schulskikurs. Heute sind es gerade einmal 125.000. Warum sich immer weniger Lehrer, Schüler und Eltern für den Pistenzauber begeistern können und wie es kleinere Skiregionen schaffen, gegen den Trend anzukämpfen.

In den 1990er-Jahren sei es zum großen Bruch gekommen, sagt Zukunftsforscher Peter Zellmann. Seit knapp 25 Jahren nimmt die Zahl der Schülerinnen und Schüler ab, die an Schulskikursen teilnehmen. Nur manche Regionen verzeichnen wieder ein leichtes Plus. Waren es damals 260.000, so sind es mittlerweile 125.000 Kursteilnehmer. Zellmann, einst selbst Pädagoge, erinnert sich zurück. „Es war die Zeit, als man begonnen hat, den Lehrberuf zu verunglimpfen“, sagt er. Plötzlich war aus der Respektsperson Lehrer der Zwölf-Wochen-Urlauber geworden.

Lehrer, die an einem Schulskikurs teilnahmen, wurde „Schönen Urlaub“ nachgerufen. Selbst die Gratisliftkarte wurde ihnen geneidet. Tatsächlich sei ein Skiurlaub für einen Lehrer ein 18-Stunden-Tag und mit riesiger Verantwortung verbunden. Wer tue sich das an, wenn er dafür ohnehin nur Spott und Hohn erntet?

Martin Molecz ist Fachinspektor für Bewegungserziehung und Sport im Wiener Stadtschulrat. Der dramatische Rückgang der Schulskikurse habe sich nicht in den jüngsten Jahren ereignet. Er fand von 1980 bis 2005 statt, erzählt er. Fuhren im Schuljahr 1982/83 an einem Wiener Gymnasium 47,9 Prozent eines Jahrgangs der Unterstufe auf Skikurs, waren es 2005 nur noch 30,5 Prozent. Und diese Zahl hat sich bis heute nicht wesentlich verändert.

»»In der Unterstufe tun die Schüler noch eher, was die Eltern sagen.«
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Martin Molecz, Stadtschulrat

„Ganz dramatisch ist die Entwicklung in der Oberstufe“, sagt Molecz. 1983 absolvierten noch 45,8 Prozent der Schüler eines Jahrgangs einen Skikurs, 2005 waren es plötzlich nur noch 6,3 Prozent. Im vergangenen Schuljahr schnallten sich nur 6 von 100 Oberstufenschülern eines Wiener Gymnasiums Ski oder Snowboard an.
„In der Unterstufe tun die Schüler noch eher, was die Eltern sagen“, berichtet Molecz. Aber eine 16-Jährige entscheide längst autonom. Und ihr ist eine Sprachwoche auf Malta lieber als Skifahren – möglicherweise sogar bei Schlechtwetter.

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