Analyse

Ein neuer Menschenschlag soll Russland nun retten

Russlands frischgebackener Ministerpräsident, Michail Mischustin. Im Bild mit Kreml-Chef Wladimir Putin.
Russlands frischgebackener Ministerpräsident, Michail Mischustin. Im Bild mit Kreml-Chef Wladimir Putin. (c) APA/AFP/SPUTNIK/ALEXEY NIKOLSKY (ALEXEY NIKOLSKY)
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Einst waren es die „neuen Russen“, dann die Oligarchen, die die russische Wirtschaft bestimmten. Inzwischen hat Putin eine ganz andere Spezies hochgezüchtet. Und gibt ihr nun auch ordentlich Macht.

Man kann sich an sie schon fast nicht mehr erinnern. Und viele wollen es auch gar nicht. In der Tat waren die „neuen Russen“, wie man die reichen Emporkömmlinge der 1990er-Jahre, also der ersten Jahre nach dem Ende der Sowjetunion, nannte, keine Sympathieträger. Während sie mit ihren himbeerfarbenen Sakkos und ihrem Riecher für das schnelle Geschäft die Wirtschaft repräsentierten, gaben sie durch ihre Nähe zur Kriminalität und ihre demonstrativen Geldkoffer ein zweifelhaftes Bild ab, wie die Witze über sie zeigten. Etwa der, in dem sich zwei von ihnen zufällig in London treffen und der eine erfährt, dass der andere eine Krawatte um 500 Pfund gekauft hat? „Du Idiot!“, sagt er zu ihm: „Ich habe doch die gleiche um die Ecke für 1000 Pfund gesehen.“

Lang hielt sich dieser Typus des Wirtschaftsakteurs nicht. An seine Stelle trat bald der berüchtigte Oligarch, der aus der Position der privatwirtschaftlichen Übermacht heraus weniger plump war, aber dafür den Ton in der Wirtschaft und im Staat umso mehr angab. Das Bild von diesem Menschenschlag hielt sich lang, obwohl er in Wirklichkeit seine Macht zu Beginn dieses Jahrtausends, also mit dem Aufstieg von Präsident Wladimir Putin, sukzessive einbüßte. Die Oligarchen verstanden bis auf wenige Ausnahmen die neuen Regeln gleich, sprachen mit dem Kreml nicht mehr von oben herab. Als Repräsentanten der boomenden Wirtschaft zu Zeiten der Rohstoffhausse aber fühlten sie sich immerhin noch relativ unabhängig, weil sie erstens viel Geld im Westen gehortet hatten und zweitens die damals gestartete Renationalisierung ihrer Privatbetriebe eben doch Zeit brauchte und die in Putins Sog aufgestiegenen Geheimdienstler, Militärs und Beamten ihre Rolle in der Wirtschaft erst finden mussten.

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