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Herbert Brandl: „Ich wusste nur noch, dass ich Maler bin“

Brandl vor einem Teil des monumentalen Triptychons „Apokalypse zur Schönen Aussicht“.
Brandl vor einem Teil des monumentalen Triptychons „Apokalypse zur Schönen Aussicht“.(c) Caio Kauffmann
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Der Maler Herbert Brandl hat seine Ausstellung über die vergangenen 20 Jahre im „Belvedere 21“ begonnen. Wir trafen ihn noch beim Aufbau und wollten eigentlich über Gefahren sprechen. Es wurde eine Reise in einen apokalyptischen Sonnenuntergang.

Hohe Berge, wilde Tiere, reißende Flüsse findet man in Ihrer Malerei. Manche finden das romantisch, ich fürchte mich. Eigentlich würde ich also gerne über Gefahr und die Panik davor sprechen. Auch der Titel Ihrer Ausstellung im Belvedere 21 hat damit zu tun – „Exposed to Painting“. Der Malerei ausgeliefert sein – klingt bedrohlich.

Herbert Brandl: Ja, wie ausgeliefert einer Flut. Der Titel des großen dreiteiligen Werks, das ich für diese Ausstellung gemacht habe, heißt auch noch „Apokalypse zur Schönen Aussicht“.

Es ist eine monumentale, grell-bunte Malerei, die an Feuer erinnert. Man denkt gleich an die australischen Brände.

Das kann man natürlich. Es kommt aber von einem meiner inneren Bilder, das sich auf einen frühen Science-Fiction-Roman bezieht, den ich als Jugendlicher gelesen habe – da sind die Sonnenuntergänge nach einem Atomschlag, durch den vielen Staub in der Luft, viel intensiver und prächtiger beschrieben als sonst. Bei mir vermischen sich die Sachen dann so – mein Garten etwa war voriges Jahr extrem bunt. Und meine eigene Wahrnehmung ist manchmal so apokalyptisch.

Inwiefern apokalyptisch?

Mein Niedergang, mein Sterben, das Sterben, das uns alle betrifft, beschäftigt mich ziemlich massiv. Mein privates Ergehen schiebt sich immer wieder in die Arbeit. Ich kann etwa monatelang nicht mehr schlafen, habe panische Angstzustände, wenn ich aufwache. Auch bei dieser Ausstellung. Vor einem Jahr habe ich mir nicht einmal vorstellen können, dass ich so eine Ausstellung überhaupt noch machen kann. Dafür ist ja viel körperliche Arbeit und geistige Klarheit nötig. Und ich hatte mich eigentlich schon darauf eingestellt gehabt, das ganze so ausklingen zu lassen, das Leben. Ganz komisch. Ich war komplett überlastet.

Das klingt gar nicht gut. Woher kam das?

Von meiner Arbeit an der Akademie in Düsseldorf. An ihr wäre ich fast zerbrochen, jeder Termin, alles, was von dort kam, empfand ich nur noch als Belastung. Nach 15 Jahren habe ich meine Professur schließlich zurückgelegt. Das war genau vor einem Jahr. Ich war mir damals nicht einmal sicher, ob ich mit der Kunst überhaupt weitermachen soll. Und dann kam das Belvedere daher. Und dann kam Graz daher.

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