Kunstwerte

Krisengeschüttelt

Die für Mitte März geplante Kunstmesse Art Basel Hongkong steht unter keinem guten Stern. Auf die Proteste folgte jetzt der Ausbruch des Coronavirus.

Zuerst waren es die politischen Unruhen in Hongkong, die die für Mitte März geplante Kunstmesse Art Basel Hongkong ins Wanken brachten. Bei den Ausstellern herrschte große Nervosität, weil die Entwicklungen kaum abschätzbar sind. Käme es nochmals zu einer Besetzung des Flughafens oder zu Straßenkämpfen, könnte die Messe dicht machen. Für Aussteller ist das Risiko ob der hohen Kosten enorm. Denn neben den reinen Standgebühren fallen Kosten für Transport, Versicherungen, Reise und Unterkünfte an. Andererseits braucht die Art Basel-Mutter MCH Group die Einkünfte der Art Basel Hongkong wie einen Bissen Brot, steckt sie doch seit zwei Jahren finanziell voll in der Krise. Und das Geschäft mit den elitären Kunstmessen in Basel, Miami und Hongkong läuft gut. Was über andere Bereiche der Gruppe nicht gesagt werden kann. Und auch der im vorigen Herbst angekündigte Luxus-Kunst-Kongress, der heuer im Februar in Abu Dhabi stattfinden hätte sollen und eine neue Einnahmequelle gewesen wäre, wurde wieder abgesagt. Ein Ausfall der Art Basel Hongkong wäre somit ein Desaster.

Die Messemacher bemühten sich um Kompromisse, wie den Wechsel auf kleinere Standgrößen ohne Strafzahlung. Es gab dennoch ein paar Absagen. Im Jänner schlossen sich dann laut Kunstinformationsplattform Artnet 24 Händler, darunter auch Schwergewichte wie Lévy Gorvy, Blum & Poe und die Lisson Gallery zusammen und forderten per Brief mehr Zugeständnisse, unter anderem auch eine Halbierung der Standkosten. Die Händler argumentierten, dass viele Sammler ihr Kommen abgesagt hätten und Künstler in diesem Umfeld nicht gezeigt werden wollten. Doch die Proteste beruhigten sich und das Management begann die Werbetrommel zu rühren und hielt an der Messe fest.

Absage droht. Doch dann folgte das Coronavirus und obwohl wegen der steigenden Zahl von Erkrankungen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag einen internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen hat, in Hongkong die Schulen und Museen geschlossen und auch viele Flüge dorthin gestrichen wurden, wurde die Messe noch immer nicht offiziell abgesagt. Man sei um die Sicherheit der Aussteller besorgt, aber die Absage der Messe sei ein komplexer Prozess, hieß es seitens der Veranstalter. Warum diese unter den gegebenen Umständen das unausweichliche Ende hinauszögern, ist nicht nachvollziehbar. Zumal sich der Konzern schon einmal eine blutige Nase holte, als 2003 Sars ausbrach. Damals war die Uhrenmesse Baselworld in Basel betroffen. Hunderte Stände blieben leer und die Messe erlitt einen saftigen Besuchereinbruch. Die Art Basel Hongkong findet in der Region statt, in der das Virus seinen Ursprung nahm. Kaum vorstellbar, dass die Kunstsammler nur wegen einer Messe freiwillig in diese Region reisen.

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