Der Mediator

Großbritanniens Abreise ins Unbekannte

Premierminister Boris Johnsons Leib-Blatt „The Daily Telegraph“ feierte den Brexit.
Premierminister Boris Johnsons Leib-Blatt „The Daily Telegraph“ feierte den Brexit.(c) REUTERS (SIMON DAWSON)
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Der Austritt aus der EU ist vollzogen, Zeitungen, die der Tory-Regierung nahestehen, jubeln. Aber es gibt auch einige seriöse Zweifler, die fürs Vereinigte Königreich eine unsichere Zukunft erwarten.

Das erste Wochenende ohne Briten in der Europäischen Union – naturgemäß sucht der „Mediator“ für den sonderbaren Abgang vernünftige Erklärungen in seriösen englischen Blättern und Anschauungsmaterial für diese gar nicht so glänzende Isolierung auf dem Boulevard. „Britannien zieht sich aus der EU in einer Mischung aus Optimismus und Schmerz zurück“, titelt die stets um Sachlichkeit bemühte „Financial Times“ zum Abschied. Der sei bestimmt von tiefer Trauer für das halbe Land und erfolge vor sehr unsicherem ökonomischen Hintergrund. Am Tag danach lautet die Schlagzeile in der wirtschaftsliberalen Zeitung: „Britannien kappt endgültig die Bindungen zur EU.“ Das Königreich sei nun Drittland.


Leitstern Liberalismus. Die Wochenschrift „The Economist“, an sich um keinen Rat verlegen, bildet auf der Titelseite ein stolzes Schiff in stiller See ab, „United Kingdom“ mit dem Union Jack als Schornstein. Darüber die diffuse Schlagzeile: „Into the unknown“. Dieses Unbekannte wird im Leitartikel umrissen. Man segle in unerforschte Gewässer, Premier Boris Johnson brauche nun einen Leitstern. Für die Zeitschrift ist der natürlich – Liberalismus. Der„Economist“ stellt fest, dass er sich nicht für dieses Ergebnis eingesetzt habe. Das meiste vom Wandel, für den die Regierung der Tories eintrete, hätte man auch innerhalb der EU zustande bringen können. Schocks, die das ganze System betreffen, seien an sich eine kostspielige Methode, um Veränderungen zu bewirken. Fazit: Die britische Zukunft sei voller Unsicherheit. Man sei nun nicht mehr Teil eines der großen globalen Blöcke und müsse erst eine neue Rolle in der Welt finden. Es gebe zudem auch interne Spannungen. Die seien nicht zu unterschätzen.

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