Walk of Häme

Immer Energieferien

Oder: Warum britische Phantomschmerzen und fehlende Tanzbeine drohen.

Im Osten Österreichs ist es schon wieder so weit. Die Weihnachtsferien sind gerade drei Wochen her, da beginnen die guten alten Energieferien. Die Kinder freuen sich, die Eltern gefretten sich. Es ist eben nicht immer gut, wenn man als erster an der Reihe ist. Die Semesterferien wurden ursprünglich ja während der Ölkrise in den 1970er-Jahren eingeführt, um den Energieverbrauch in öffentlichen Gebäuden zu reduzieren. Der Effekt auf den heimischen Tourismus erwies sich aber als so groß, dass auch nach dem Ende der Erdölkrise die Ferien beibehalten wurden.

Doch angesichts des Klimawandels werden nun alle Ferien quasi zu Energieferien. Wie schafft man es die Welt zu sehen, ohne sie dabei kaputt zu machen, lautet die knifflige Frage. Die man für sich gleich, oder eben erst bis zu den Osterenergieferien, zu den Großen Energieferien, spätestens aber bis zu den nächsten Energieenergieferien beantworten haben sollte.

Genug Energie hat uns alle auch der Abschied der Briten aus Europa gekostet. Seit Jahren wurde gehängt, gewürgt, gedrückt, verschoben und wieder verschoben. Und das soll es jetzt gewesen sein? Von wegen hard, fast unbemerkt und seltsam smooth glitten die Briten da in der Nacht auf Samstag aus dem gemeinsamen Haus Europa hinaus. Erstaunlich, nach der Brachialität, den Drohszenarien und monatelangen Pattstellung im Unterhaus. Doch bei Amputationen stellen sich die Phantomschmerzen oft erst viel später ein.

Ein Glück fast noch, dass die goldenen Sterne auf der EU-Fahne nichts mit der (historischen) Mitgliederzahl zu tun hat, sondern die Zahl Zwölf als Symbol für Vollkommenheit steht. Ein gemeinsames Europa ohne Großbritannien, obwohl gar nicht Gründungsmitglied, fühlt sich dennoch unvollkommen an.

In Wien stellt sich dagegen bereits die Frage, wer von den immer noch neuen Regierungsmitgliedern den Opernball mit seiner Anwesenheit beehren wird. Bundeskanzler Sebastian Kurz wird jedenfalls fehlen, ihm kommt ein EU-Gipfel in Brüssel dazwischen. Werner Kogler überlegt noch, ob steirische Tanzverpflichtungen vorgehen. Nachdem er im Jänner bereits die Grazer Opernredoute besucht hat, steht nun der Bauernbundball in Graz im Weg, der am Tag nach dem Opernball stattfinde. Entschieden wird erst. Durchtanzen ist aber offenbar keine Option.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2020)

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