Shakira und Jennifer Lopez lieferten in der Pause des Super-Bowl-Spiels eine körperlich intensive Show und feierten die Latino-Kultur. Gegen Schluss wurde es gar politisch.
Eine „good clean show“ wünschen sich die Veranstalter der Halfime Show des Super Bowl, des Sportereignisses des Jahres in den USA. Sprich: Keine Nippel (freizügige Kleidung ansonsten erwünscht), keine Schimpfwörter, keine politischen Botschaften. Sexy, aber jugendfrei. Und ein bisschen größenwahnsinnig mit Glitzer, Blingbling und Feuerwerken. So ist es jedes Jahr, so war es auch heuer – fast. Denn ganz haben die Sängerinnen Shakira und Jennifer Lopez diese Vorgabe nicht erfüllt.
Um Nacktheit ging es dabei nicht. Im Laufe der 16-minütigen Performance verlor Shakira zwar ihr Kostüm Schicht für Schicht und auch Jennifer Lopez' Glitzeranzug bedeckte nur wenige Stellen ihres Körpers. Aber der Stoff blieb, wo er sein sollte. Nein, die beiden sendeten auch eine politische Botschaft.
Die Kolumbianerin Shakira und die Amerikanerin Lopez, deren Eltern aus Puerto Rico stammen, feierten die Latino-Kultur. Gemeinsam mit den Sängerinnen traten die Reggaeton- und Trap-Stars Bad Bunny und J Balvin auf. Wer kein Spanisch spricht, verstand sie nicht.
Performt wurden Medleys, irgendwie immer eine unbefriedigende Sache, selbst wenn Hits aneinandergereiht werden wie „She Wolf“, „Whenever, Wherever“ und „Hips Don't Lie“, „Waka Waka“ (Shakira) oder „Jenny From the Block“ und „Love Don't Cost A Thing“ (Lopez). Jeder Song wird nur angespielt, man kriegt keinen ganzen Refrain. Dazu zeigten die Sängerinnen eine körperlich intensive Show: Shakira tanzte sich durch diverse Choreografien, Lopez wirbelte an einer Striptease-Stange (eine Anspielung auf ihre Rolle in dem Film „Hustlers“) und sang noch dabei.
Die Botschaft abseits von Party sendeten die beiden erst nach gut zwölf Minuten: In erleuchteten runden Käfigen tauchten Kinder auf, darunter Lopez' Tochter Emme. „Let's get loud, Latinos“, schrie die Mutter. Die Tochter stimmte „Born in the USA“ an. Und die Scheinwerfer im Hintergrund bildeten ein Muster, das an Grenzzäune erinnerte.
Die Käfige, die Latino-Kultur, die Aufforderung, die Stimme zu erheben: Das alles kann man als Kritik an Donald Trump und dessen rigider Einwanderungspolitik lesen, durch die Kinder an der Grenze zur USA von ihren Eltern getrennt und in Lager untergebracht wurden … Nur: Für jemanden, der nicht einmal weiß, aus welchem Bundesstaat der aktuelle Super-Bowl-Sieger stammt (Kansas? Missouri?), ist das wohl zu subtil. Der hat wahrscheinlich nur eine „good clean show“ gesehen.