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Missbrauchs-Vorwürfe gegen Victoria's Secret

(c) Getty Images for Victoria´s Secr (Rick Kern)
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Frauenfeindlichkeit, Mobbing und Belästigung sollen Teil der Unternehmenskultur sein. Models und ehemalige Mitarbeiter erheben in der „New York Times“ schwere Vorwürfe.

Frauenfeindliche Sprüche und sexuelle Belästigung. Die "New York Times" deckte unter dem Titel "Angels in Hell", also Engel in der Hölle, die Arbeitsbedingungen von ehemaligen Angestellten und Models bei "Victoria's Secret" auf.

Schwere Vorwürfe werden dabei gegen Victoria’s-Secret-Eigentümer Les Wexner und dessen rechte Hand im Unternehmen, Ed Razek, erhoben. Eine "tief verwurzelte Kultur von Frauenfeindlichkeit, Mobbing und Belästigung" wird dem Unternehmen attestiert, nachdem Interviews mit 30 Mitarbeitern, Auftraggebern und Models geführt wurden und Einsicht in Gerichtsakten genommen wurde.

Gegen Ed Razek, einem der Top-Manager bei L Brands, der Muttergesellschaft von Victoria's Secret, wurden wiederholt Beschwerden wegen unangemessenen Verhaltens laut, die jedoch alle von Leslie Wexner, dem Gründer und Geschäftsführer von L Brands unter den Tisch gekehrt wurden, heißt es da. 

Konkret soll Razek versucht haben, Models zu küssen und sie dazu zu bewegen, auf seinem Schoß Platz zu nehmen. Vor der Victoria's Secret Show 2018 soll er einem Model in den Schritt gefasst haben. Auch bei einem Fitting mit Supermodel Bella Hadid habe sich Razek übergriffig verhalten. Er soll sie aufgefordert haben, die Unterhose wegzulassen und habe von ihren "perfekten Brüsten" gesprochen.

„Jeder, der etwas dagegen unternehmen wollte, wurde bestraft"

Einige Frauen, die sich beschwerten, hatten mit Repressalien zu kämpfen. Model Andi Muise wurde etwa nicht mehr für die Show engagiert, nachdem sie die Avancen von Razek zurückgewiesen hatte. Casey Crowe Taylor, eine ehemalige PR-Mitarbeiterin, hat das Verhalten von Razek miterlebt. "Dieser Missbrauch wurde nur ausgelacht und als normal akzeptiert. Es war fast wie Gehirnwäsche. Und jeder, der etwas dagegen unternehmen wollte, wurde nicht einfach nur ignoriert, sondern auch bestraft."

"Die Anschuldigungen sind kategorisch falsch, falsch ausgelegt oder aus dem Zusammenhang gerissen worden. Ich hatte das Glück, mit unzähligen erstklassigen Models und talentierten Fachleuten zusammenzuarbeiten und bin sehr stolz auf den gegenseitigen Respekt, den wir füreinander haben", verteidigt sich Ed Razek in einer E-Mail an die „New York Times“.

Leslie Wexner und Edward Razek.
Leslie Wexner und Edward Razek. (c) Astrid Stawiarz

Schon im Vorjahr wurden unangenehme Wahrheiten über das Unternehmen publik, als herauskam, dass Wexner mit Jeffrey Epstein Geschäfte machte. Epstein war eine Art Berater für den Eigentümer von Victoria's Secret, er soll immer wieder Frauen erzählt haben, dass er ihnen einen Job bei Victoria's Secret verschaffen könne. Bei diesen falschen Castings soll es dann auch zu Übergriffen gekommen sein. "Ich habe meine ganzen Ersparnisse für Victoria's Secret Unterwäsche ausgegeben, um mich auf das, wovon ich dachte, dass es ein Casting sei, vorzubereiten. Tatsächlich war es aber eher wie ein Casting für Prostitution. Ich fühlte mich, als wäre ich in der Hölle", wird eine Frau aus einem Gerichtsdokument zitiert.

Mit Negativschlagzeilen hat Victoria's Secret schon länger zu kämpfen. Die jährliche Show wurde 2019 abgesagt, im Vorjahr verließ Razek auch das Unternehmen. Anachronistisches Marketing, das Models als Engel inszeniert und wenig Diversität in puncto Körperformen, sollen mitunter ein Grund dafür sein.

>> Artikel der „New York Times"

(chrile )

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