Serie

Die neuen Kämpfe der Banker

Désirée Nosbusch, die meist sympathische Charaktere spielt, ist als empathielose Bankerin kaum wiederzuerkennen.
Désirée Nosbusch, die meist sympathische Charaktere spielt, ist als empathielose Bankerin kaum wiederzuerkennen.(c) ZDF und Christian Lüdeke (Christian Lüdeke)
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Die zweite Staffel von „Bad Banks“ ist am Puls der Zeit. Ein grünes Start-up wird von einer Bank vereinnahmt. Fesselnd erzählt und noch besser gespielt, auch von Tobias Moretti.

Als vor zwei Jahren die erste Staffel von „Bad Banks“ rund um die fragwürdigen Machenschaften der fiktiven Bank Deutsche Global Invest auf Arte und ZDF lief, konnte man noch von einem Geheimtipp sprechen. Selten zuvor, und schon gar nicht im deutschen TV, wurde die Finanzwelt auf derart fesselnde Weise in den Fokus gerückt. Mit allen rechten und unrechten Mitteln kämpfte Jana Liekam (Paula Beer) mit ihren Kollegen Adam Pohl (Albrecht Schuch) und Thao Hoang (Mai Duong Kieu) um die Karrieren in der strauchelnden Bank. Permanent am Rand des Nervenzusammenbruchs, jenseits aller Belastungsgrenzen.

Die Erwartungen an Staffel zwei waren also nicht gering. Regisseur Christian Zübert vertraut auf die Erfolgsformel und knüpft nahezu nahtlos dort an, wo Staffel eins geendet hat. Ein halbes Jahr nach dem großen Knall befindet sich das Trio auf dem Abstellgleis – so wie die skrupellose Leiterin des Investmentbankings, Christelle Leblanc (Désirée Nosbusch), mit der Jana noch eine Rechnung offen hat. An der fiebrigen Grundstimmung hat sich nichts verändert. Den drei ehrgeizigen Jungmanagern ist klar: Wenn man die Karriereleiter hochklettern will, führt kein Weg am begehrten „Inkubator“ vorbei, einem Ort, wo die Deutsche Global Invest mit Start-ups kooperiert. Wer dort sitzt, hat es geschafft. Es heißt also, Moral und Bedenken – insofern überhaupt vorhanden – über Bord zu werfen, und ein aussichtsreiches Fintech zu entern. „Green Wallet“, das für nachhaltiges und klimagerechtes Investment wirbt, scheint das perfekte Ziel für die ideologielosen Emporkömmlinge zu sein, denen die Worte bio und öko nur mit einem gewissen Zynismus über die Lippen kommen.

Das Büro als Zufluchtsort

Der wendungsreiche Plot reißt mit – doch es ist vor allem das Ensemble, das begeistert. Paula Beers Präsenz ist beinahe beängstigend: Unter der Oberfläche brodelt es. Ihr Spiel changiert, in einem Moment wirkt Jana Liekam wie ein zerbrechliches, unschuldiges Mädchen, im nächsten wie ein eiskalter Engel. Aber auch der von Barry Atsma verkörperte charismatische Gegenspieler Gabriel Fenger sorgt erneut für emotionale Ausbrüche. Die durch freundliche Rollen bekannt gewordene Désirée Nosbusch ist angesichts der hier gemimten Empathielosigkeit kaum wiederzuerkennen, Tobias Moretti überzeugt als diabolischer Oberintrigant Quirin Sydow.

„Bad Banks“ erzählt von einer Finanzbranche, die auch nach der Krise alles andere als geläutert erscheint. Klima und Ökologie? Perfekt – zum Greenwashing des imagegebeutelten Konzerns! Omnipräsente Gier und Goldgräberstimmung vermitteln nur eines: Nach der Krise ist vor der Krise. Das Privatleben der nach Anerkennung und Geld Strebenden? Problematisch. Das Büro wird zum Zufluchtsort für die im normalen Leben Gescheiterten. Dort brodelt das Leben. Die Luxusappartements mit Glasfronten, die sie stundenweise aufsuchen, verkommen dagegen zu sterilen Schlafstätten.

Intrigen im Minutentakt, ständig wechselnde Allianzen, unübersichtliche Handlungsstränge, pulsierende Musik. All das sind die Markenzeichen von „Bad Banks“. Eine Sequenz bringt die Serie auf den Punkt. Sydow konfrontiert seine Verbündeten und Gegner mit seinen wechselnden Seilschaften: „Erst hab ich mit dir gearbeitet, dann mit ihm gegen dich, dann mit ihr gegen dich, dann du mit ihr gegen mich und jetzt du mit ihm und ihr gegen mich.“ Das ist zugespitzt. Doch die Übertreibung ist ein Mittel der Kunst, um Wahrheit sichtbar zu machen. Wenn das alles gleichzeitig kurzweilig und unterhaltsam ist, umso besser.

Im Fernsehen: ab 6. 2. auf Arte, ab 8. 2. im ZDF.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2020)

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