Kurden

Österreicher in Türkei zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt

APA/AFP/ADEM ALTAN
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Der austrokurdische Fabriksarbeiter war in die Türkei gereist um seinem kranken Vater zu helfen. Die Behörden werfen ihm Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vor.

Ein austrokurdischer Fabriksarbeiter aus Vorarlberg wurde wegen Terrorpropaganda und angeblicher Mitgliedschaft in einer Terrororganisation in der Türkei verurteilt. Der Mann aus Feldkirch sei vor dreieinhalb Monaten vor einem Spital in Zentralanatolien verhaftet worden, berichtet das „Ö1-Morgenjournal“. Mitte Jänner sei Ilhami Sahbaz zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Der österreichische Staatsbürger hat Berufung eingelegt.

Der 52-Jährige sei in die Türkei gereist, um seinem herzkranken Vater zu helfen. Der Erkrankte habe eine Reihe von Operationen gebraucht und habe daher mehrmals Hunderte Kilometer ins Krankenhaus und wieder zurück reisen müssen, sagt der Bruder des Angeklagten gegenüber „Ö1".

Ein neu gegründetes Solidaritätskomitee für Ilhami Sahbaz übersetzte die Anklageschrift ins Deutsche. Darin werde ihm die Betätigung in dem Vorarlberger Ableger der Feykom, des Dachverbands kurdischer Vereine in Österreich vorgeworfen. Der Verein ist in Österreich genehmigt, Sahbaz habe dort als lokaler Kassier gearbeitet, heißt es auf „Ö1“.

Sahbaz versuchte in Irak zu fliehen

Im Urteil heiße es, die Feykom stehe unter Kontrolle und Einfluss der kurdischen Arbeiterbewegung PKK, die in der Türkei als Terrororganisation gilt. In Belgien entschied das Oberste Gericht Ende Jänner allerdings, dass die PKK nur mehr als Partei in einem bewaffneten Konflikt gelte.

Erschwerend für Sahbaz komme hinzu, dass er nach Freilassung aus der Untersuchungshaft in der Türkei seinen Prozess abwarten sollte. Doch er versuchte, in den Irak auszureisen und wurde gefasst. Für diesen Fluchtversuch drohe ihm eine weitere Strafe, berichtet „Ö1.

Die Familie des Inhaftierten wirft den österreichischen Behörden vor, sich nicht engagiert zu haben. Aus der Botschaft habe es geheißen, man könne nichts für die Familie tun. Das Außenamt sieht das anders: Sahbaz habe sich nicht an die österreichischen Behörden gewandt. Man stehe mit der Familie in Kontakt.

Kurdischstämmige Wienerin durfte vor Kurzem ausreisen

Ähnliche Vorwürfe hatte Ankara gegen die kurdischstämmige, Wiener Pädagogin Mülkiye Lacin erhoben. Sie saß sechs Monaten in der Türkei fest. Grund war der Vorwurf der türkischen Behörden der Propaganda für eine "terroristische Organisation". Anfang Jänner durfte sie ausreisen.

Die Wiener Pädagogin war 1984 von der Türkei nach Österreich ausgewandert und arbeitete als Freizeitpädagogin in einer Schule in Wien-Brigittenau. Während ihres Urlaubs wurde sie am 17. Juli 2019 von einer Sondereinheit der türkischen Polizei an ihrem Ferienort in der Türkei aufgesucht und für 24 Stunden festgenommen. Danach saß sie im Land fest.

>>> Bericht auf „Ö1“.

(red.)

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