Stromausfall

Sturmtief "Petra" fegt mit über 150 km/h durch Österreich: Ein Toter

Feuerwehreinsatz in Niederösterreich
Feuerwehreinsatz in NiederösterreichAPA/HELMUT FOHRINGER
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Über den Semmering in Niederösterreich fegt der Sturm mit mehr als 150 km/h. In Oberösterreich und Salzburg müssen Tausende ohne Strom auskommen. Ein Baggerfahrer verunglückt in Oberösterreich.

Das Sturmtief "Petra" ist Dienstagfrüh über mehrere Bundesländer Österreichs hinweggefegt. Über den Semmering in Niederösterreich (1.500 Meter Seehöhe) fegte der Sturm mit mehr als 150 km/h. In Oberösterreich und Salzburg waren Tausende Haushalte aufgrund heftiger Windböen ohne Strom. In Wien sorgten umgestürzte Bäume für Verkehrsbehinderungen. Verletzte gab es bisher nicht.

Auf dem zweiten Platz bei den Windspitzen landete der Buchberg mit 145,4 km/h (NÖ, 460 Meter), wie die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Dienstag berichtete. Mit 140,4 km/h brauste der Wind auf dem Feuerkogel in Oberösterreich auf einer Seehöhe von 1.618 Metern. In Tirol wurden Windgeschwindigkeiten von fast 129 km/h auf dem Galzig (2.079 Meter) registriert. In der Wiener Innenstadt wehte der Wind mit immerhin noch knapp über 110 km/h.

Sowohl der Wiener Tiergarten Schönbrunn als auch der Schlosspark wurden in den Morgenstunden gesperrt. Zudem riegelten die Bundesgärten auch den Augarten, den Burggarten, den Volksgarten und das Grünareal im Schloss Belvedere ab, sagte ein Sprecher. Die Sperre bleibe aufrecht, bis die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Entwarnung gebe - man hoffe, dass es am Nachmittag soweit sei. Auch der Lainzer Tiergarten im Westen der Stadt wurde gesperrt, teilte Wiens Forstdirektor Andreas Januskovecz mit. Ein Sprecher des Stadtgartenamts empfahl den Wienern generell, sich derzeit nicht in der Nähe von Bäumen aufzuhalten. Das gelte etwa auch für den Prater oder Alleen.

Baggerfahrer im Mühlviertel in Fluss gestürzt

Ein Baggerfahrer ist am Dienstag in Langenstein (Bezirk Perg) tödlich verunglückt, als er Verklausungen in der Gusen lösen wollte. Das bestätigte die Polizei am Nachmittag. Der 52-Jährige war 300 bis 400 Meter abgetrieben worden. Reanimationsversuche blieben erfolglos.

Dachschäden werden von der Berufsfeuerwehr Wien repariert
Dachschäden werden von der Berufsfeuerwehr Wien repariert(c) Stadt Wien | Feuerwehr

Der Baggerfahrer aus Perg sollte eine Straße nach dem Unwetter reinigen. Nahe der Ruine Spilberg sah er, dass der angrenzende Fluss viel Geäst mitführte und sich das Material unter einer kleinen Brücke sammelte. Er wollte die beginnende Verklausung entfernen. Dazu stieg er von seinem Bagger und ging in Richtung Wasser. Am Weg dorthin dürfte der 52-Jährige ausgerutscht sein. Er fiel in die Gusen und wurde mehrere hundert Meter abgetrieben.

Der Rettungshubschrauber Christophorus 10 kreiste knapp über der Wasseroberfläche und einem Sanitäter gelang es, den Mann herauszuziehen. Der Mühlviertler wurde ans Ufer gebracht, Reanimationsversuche blieben aber ohne Erfolg.

Sturm wehte LKW bei Leobersdorf von der Fahrbahn
Sturm wehte LKW bei Leobersdorf von der FahrbahnAPA/BFKDO BADEN/SCHNEIDER

Rund 300 Feuerwehr-Einsätze in Wien

Bäume auf Autos, eine Feuermauer, die umzustürzen drohte, und eine lose Pergola auf einem Hausdach - das Sturmtief "Petra" hat am Dienstag die Wiener Berufsfeuerwehr auf Trab gehalten. Rund 300 Einsätze musste die Feuerwehr im Stadtgebiet zusätzlich absolvieren, sagte deren Sprecher Gerald Schimpf.

Im Bezirk Landstraße drohten der Aufsatz eines Rauchfangs sowie die Pergola einer Dachterrasse von einem Haus am Eck Erdbergstraße/Würtzlerstraße auf die Fahrbahn zu stürzen. Mit einer Drehmast-Teleskopbühne sicherten die Einsatzkräfte die Teile.

Am Mariahilfer Gürtel drohte eine Feuermauer vermutlich ebenfalls wegen des Sturms umzustürzen. Das hatte Auswirkungen auf Anrainer: Bewohner eines Hauses wurden vorübergehend evakuiert. Laut Schimpf waren aber keine akuten Maßnahmen der Feuerwehr notwendig. Einen aufwendigeren Einsatz gab es auch beim Umspannwerk in der Wiener Westeinfahrt und bei einem Haus in der Thalhaimergasse in Wien-Ottakring. Die Aktion im Umspannwerk war besonders heikel: Dort drohten Bleichteile des Daches in die elektrische Anlage geweht zu werden.

Am Vormittag lagen der Berufsfeuerwehr zu Spitzenzeiten 100 Einsatzanforderungen gleichzeitig vor. Die meisten Notrufe betrafen umgestürzte Bäume, abgebrochene Äste, Schäden an Dächern sowie lose Bauteile wie Baustellenzäune, Baugerüste oder Plakatwände. Am Nachmittag beruhigte sich die Lage, wie Schimpf sagte.

In Niederösterreich hat es am Dienstag ebenso vorerst etwa 300 sturmbedingte Feuerwehreinsätze gegeben. 850 Einsatzkräfte waren ausgerückt, teilte Franz Resperger vom Landeskommando mit. Hotspots waren die Bezirke Baden, Mödling, Korneuburg und St. Pölten. Es kam zu zahlreichen Stromausfällen, am frühen Nachmittag waren davon noch knapp 1.000 Haushalte betroffen. Behinderungen gab es am Vormittag auf der Mariazellerbahn. Laut NÖVOG-Sprecherin Katharina Heider-Fischer waren Bäume wegen des Sturms umgeknickt und in die Oberleitung gestürzt. Mehrere Züge auf der Verbindung St. Pölten - Mariazell wurden im Schienenersatzverkehr geführt. Ab dem frühen Nachmittag war wieder Normalbetrieb vorgesehen. Die ÖBB wiesen auf ihrer Website darauf hin, dass es aufgrund des starken Windes in ganz Österreich "immer wieder zu Streckenunterbrechungen wegen umgestürzter Bäume oder anderer Gegenstände im Gleisbereich" kommen könne.

Klein-Lkw umgeweht

Auch im Burgenland war die Feuerwehr beschäftigt: Auf der B50 zwischen Jois (Bezirk Neusiedl am See) und Winden am See erfasste eine Windböe einen Klein-Lkw und warf ihn um. Das Fahrzeug schlitterte in den Straßengraben. Der Lenker blieb laut Feuerwehr unverletzt. Einsatzkräfte aus Neusiedl am See und aus Jois stellten den beschädigten Klein-Lkw wieder auf die Räder.

Ein abgedecktes Hausdach  in in Aschau bei Kirchberg
Ein abgedecktes Hausdach in in Aschau bei KirchbergAPA/ZOOM.TIROL

Die Sturmfront erreichte auch Salzburg in den frühen Morgenstunden und knickte bzw. entwurzelte vor allem im Flachgau Bäume. Im Flachgau und Tennengau kam es zu Stromausfällen, betroffen waren rund 1.500 Haushalte. Die Feuerwehr rückte bis kurz vor 10.00 Uhr zu insgesamt 65 Einsätzen aus, sagte ein Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos.

Tausende ohne Strom

Die stärksten Sturmböen dürften eine Geschwindigkeit von 100 bis 110 km/h erreicht haben, die höchste gemessene Windgeschwindigkeit in den Niederungen gab es in Mattsee (Flachgau) mit 90 km/h, sagte Bernhard Niedermoser von der ZAMG Salzburg. Die meisten Sturmschäden verzeichnete die Feuerwehr im Flachgau, und hier vor allem im Bereich Lamprechtshausen und Seekirchen, so der Feuerwehrsprecher. Insgesamt rückten 25 verschiedene Feuerwehren zu 65 Einsätzen aus, hauptsächlich, um umgestürzte Bäume zu entfernen. Am späteren Vormittag waren noch rund 130 Haushalte in der Gemeinde Bad Vigaun ohne Strom.

Auch rund 11.000 Kunden der Netz Oberösterreich GmbH waren am Dienstagvormittag ohne Strom. Besonders betroffen waren Haushalte und Betriebe im Bezirk Schärding, teilte Unternehmenssprecher Wolfgang Denk mit. Mit Spitzen von 110 km/h fegte der Sturm ab 6.30 Uhr über das Bundesland. Die Feuerwehr rückte zu 476 Einsätzen aus. Ab dem späteren Vormittag bemerkte die Feuerwehr eine erste Entspannung der Situation - der Sturm begann, Richtung Osten abzuziehen. Nachdem es seit Montag in Oberösterreich teilweise auch extrem regnet, wurden wegen Hochwassers auch Straßen gesperrt.

Umgestürzter LKW im Burgenland
Umgestürzter LKW im BurgenlandAPA/FEUERWEHR JOIS

In Vorarlberg erreichte "Petra" am Dienstag in den frühen Morgenstunden Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 km/h hinweg. Die Feuerwehr rückte ab 3.00 Uhr zu bisher 29 Einsätzen aus, größere Schäden blieben aber aus, verletzt wurde niemand. In den Bergen herrschte erhebliche Lawinengefahr der Stufe drei, am Nachmittag wurde allerdings Stufe vier ("große Gefahr") erwartet.

Lawinengefahr erhöht

Starke Niederschläge und orkanartiger Wind haben in Tirol schon am Montagabend und dann auch am Dienstag zu einigen Straßensperren geführt. Zum Teil gingen Erdrutsche auf Verkehrswege ab. Die Wettersituation sorgte aber auch für Probleme in höheren Lagen: Die Lawinengefahr werde ansteigen, hieß es vom Land Tirol. Der Sturm sorgte auch für weitere Schäden, etwa an Wohnhäusern. In Aschau bei Kirchberg (Bezirk Kitzbühel) wurde Dienstagfrüh ein Teil des Hausdaches eines Bergbauernhofes abgedeckt. Dadurch wurde auch ein parkendes Auto beschädigt. In Südtirol sorgte Starkwind zur Erhöhung des Zivilschutzstatus. Es gilt der Status "Aufmerksamkeit" bzw. "Alfa". Am Dienstag und Mittwoch kann der Wind Orkanstärke erreichen, im Tal sind Windstärken zwischen 70 und 90 Stundenkilometern möglich, hieß es vom Land Südtirol.

In der Steiermark sind durch den Sturm - der allerdings deutlich weniger stark war als in westlichen Bundesländern - vorsichtshalber die höher gelegenen Liftanlagen in einigen Skigebieten nicht in Betrieb genommen worden. Dazu zählten u.a. die Turracher Höhe, der Schöckl, die Ennstaler Skigebiete, der Kreischberg und das Lachtal. Laut Energienetze Steiermark waren im ganzen Land rund 5.000 Haushalte ohne Strom. "Der Höhepunkte ist noch nicht überschritten", sagte ein Sprecher zu Mittag zur APA. Hauptbetroffen waren Bruck/Mur, Mürzzuschlag, Leutschach, Liezen, Köflach und auch die Teichalm sowie der Raum Graz-Umgebung.

Kärnten ist vom Sturmtief "Petra" am Dienstag lediglich gestreift worden. Laut Landesalarm- und Warnzentrale gab es bis zum späten Vormittag lediglich sechs Feuerwehreinsätze. Stärker betroffen waren die Skigebiete, wo zahlreiche Seilbahnen wegen zu starken Windes den Betrieb einstellen mussten. Meldungen über größere Schäden oder Stromausfälle gab es vorerst nicht.

Die Windwarnungen bleiben laut ZAMG bis in die Nacht auf Mittwoch aufrecht, die stärksten Windspitzen sollten aber mittlerweile seit Dienstagvormittag vorüber sein. Bis Mittwochabend wird der Sturm in exponierten Lagen noch Geschwindigkeiten von 70 bis 90 km/h erreichen. Dabei soll es ab Mittwoch eine Verlagerung in Richtung Süden geben - verstärkt betroffen sind dann Kärnten, die südliche Steiermark und das Burgenland.

(APA)

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