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Chinas Gesundheits­system: Das Coronavirus ist nur ein Problem von vielen

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Ärztemangel, katastrophale Primärversorgung und ein mangelhaftes Versicherungssystem: Schon in normalen Zeiten stößt das Gesundheitswesen an seine Grenzen, die Lungenepidemie bringt das Fass zum Überlaufen.

Wien/Peking. Die Berichte, die aus dem Coronavirus-Herd Wuhan nach außen dringen, sind erschrecken: Stundenlang warten Patienten in der Kälte vor den Krankenhäusern der Elf-Millionen-Stadt, um auf die Lungenkrankheit getestet zu werden. Gelangen sie überhaupt ins Innere, warten sie eng aneinander gepfercht, nur um oft einfach nach Hause geschickt zu werden: Es gibt zu wenige Tests. Ärzte lehnen Patienten ab, deren Symptome nicht schwer genug seien. Viele müssen wegen des Verkehrsbanns kilometerlang zum nächsten Spital gehen. Oft irren sie tagelang zu mehreren Kliniken, bevor sie behandelt werden.

„Der Stress, der in normalen Zeiten sowieso auf dem chinesischen Gesundheitssystem lastet, wird nun um einiges vervielfacht“, sagt Nis Grünberg vom Berliner Merics Institut für Chinastudien der „Presse“. „Selbst wenn die Behörden optimal reagiert hätten, wäre das System an seinen Grenzen gescheitert.“ Zwar hat die Volksrepublik in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte im Gesundheitswesen gemacht: Mütter- und Kindersterblichkeit sind gesunken, die Lebenserwartung ist gestiegen und mit einer außergewöhnlich hohen Impfrate konnten viele Infektionskrankheiten eingedämmt werden. Dennoch bleiben enorme Herausforderungen.

Spitäler

Dass Wuhan die Huoshenshan-Klinik in wenigen Tagen errichten musste, ist ein Symbol dafür, was bei der Patientenversorgung in China schief läuft: Knapp die Hälfte der Patienten sucht direkt sogenannte Level-3-Spitäler auf. Es sind die größten und besten Häuser, hier arbeiten Spezialisten. Die Landbevölkerung nimmt lange Reisen auf sich, um die Top-Einrichtungen in den Städten aufzusuchen: Das Vertrauen in die medizinische Grundversorgung ist gering.

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