Lungenkrankheit

Coronavirus: Kreuzfahrtschiff in Japan 14 Tage unter Quarantäne

Officers in protective gear escort a person who was on board cruise ship Diamond Princess and was tested positive for coronavirus, after the person is transferred to a maritime police base in Yokohama
Officers in protective gear escort a person who was on board cruise ship Diamond Princess and was tested positive for coronavirus, after the person is transferred to a maritime police base in YokohamaREUTERS
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Fast 500 Menschen sind bereits am Coronavirus gestorben. Zunehmend geraten Passagierschiffe ins Visier. Die Weltbank will ihre Wachstumsprognose für heuer senken.

An dem seit Wochen grassierenden Coronavirus sind mittlerweile fast 500 Menschen gestorben. Nach den Philippinen meldete Hongkong den zweiten Todesfall außerhalb des chinesischen Festlandes. Die chinesischen Gesundheitsbehörden teilten am Mittwoch mit, die Zahl der Toten in der Volksrepublik sei um 65 auf 490 gestiegen.

Die meisten Opfer gibt es in der Provinz Hubei und ihrer abgeriegelten Hauptstadt Wuhan. Die Zahl der Infektionen wuchs bis zum späten Dienstagabend um fast 3900 auf mehr als 24.300 an. Zunehmend geraten Kreuzfahrtschiffe in den Blick, denen die Einfahrt in Häfen verweigert wird und die unter Quarantäne gestellt werden. Die Unsicherheit wirkt sich auch auf die Wirtschaft aus.

Am stärksten ist nach wie vor China von der Epidemie betroffen, in Wuhan wurden vor mehr als einem Monat die ersten Infektionsfälle gemeldet. Doch auch in 27 anderen Ländern und Regionen außerhalb des chinesischen Festlandes sind fast 230 Infektionsfälle bekanntgeworden, in Deutschland zwölf und in Hongkong 18. Dort starb am Dienstag ein 39-jähriger Mann, der zuvor Wuhan besucht hatte. Vergangene Woche war ein Mann auf den Philippinen seiner vom Coronavirus ausgelösten Krankheit erlegen. Auch er war zuvor in Wuhan gewesen.

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Hongkong testet Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes

Ins Visier geraten auch Kreuzfahrtschiffe, auf denen oft Tausende Menschen unterwegs sind. Hongkong testet mehr als 1800 Passagiere und Besatzungsmitglieder der "World Dream", weil 30 Angehörige der Crew über Fieber und andere Symptome geklagt hatten. 90 Prozent der Passagiere seien Bürger aus Hongkong, teilten die Behörden der chinesischen Sonderverwaltungszone mit. Vom Festland stamme kein Reisender. Allerdings hätten sich vom 19. bis 24. Jänner drei Festland-Chinesen auf dem Schiff aufgehalten, bei denen das Virus festgestellt worden sei. Mit ihnen habe keiner der jetzigen Passagiere Kontakt gehabt.

APA/AFP/PHILIP FONG

Die "World Dream" wird von der Reederei Dream Cruises betrieben. Sie machte am Mittwoch in Hongkong fest, nachdem ihr Taiwan das Anlegen verwehrt hatte. Taiwan lässt auch von Donnerstag an keine Chinesen mehr einreisen, die auf dem Festland leben.

In Japan wurden an Bord eines unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes zehn Infektionen nachgewiesen, wie das japanische Gesundheitsministerium bekanntgab. Die Infizierten wurden in der Tokioter Nachbarprovinz Kanagawa, wo das Schiff vor Anker liegt, ins Krankenhaus gebracht. In Japan sind damit 33 Fälle bestätigt.

Die 3700 Passagiere und Crew-Mitglieder sollten für weitere 14 Tage an Bord bleiben, sagte Gesundheitsminister Katsunobu Kato. Anlass für die Quarantäne war ein 80-Jähriger aus Hongkong, der am Samstag positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Der Mann sei am 20. Jänner in Tokios Nachbarstadt Yokohama zugestiegen und fünf Tage später in Hongkong von Bord der "Diamond Princess" gegangen, hieß es.

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Schon bei milden Symptomen übertragbar

Das Coronavirus kann nach Erkenntnissen deutscher Forschungsinstitute auch von Patienten mit nur sehr milden Krankheitssymptomen übertragen werden. Die Charité in Berlin, die München Klinik Schwabing und das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr teilten am Dienstagabend in einer gemeinsamen Erklärung mit, dass einige der derzeit in der Klinik Schwabing in München behandelten Patienten auch bei nur schwachen Symptomen ansteckende Viren in ihrem Nasen-Rachen-Raum zeigten.

APA/AFP/ANTHONY WALLACE

Zudem sei festgestellt worden, dass sich das Virus unabhängig von der Lunge auch im Nasen-Rachen-Raum und im Verdauungstrakt vermehrt. Diese Beobachtungen seien deutliche Hinweise für eine Übertragbarkeit bereits bei milder oder beginnender Erkältungssymptomatik wie zum Beispiel Halsschmerzen, einer Nasennebenhöhlen-Infektion oder nur einem leichten Krankheitsgefühl ohne Fieber.

Hersteller müssen neue Lieferketten suchen

Die radikalen Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie haben in China zu einer drastischen Verlangsamung des öffentlichen Lebens geführt. Viele Fabriken und Büros sind vorerst weiter geschlossen. Manche Firmen wie Volkswagen in Peking lassen ihre Angestellten von zuhause aus arbeiten. Auch der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus stoppte den Bau von Passagierflugzeugen in China und lässt Angestellte, wenn möglich, von zuhause aus arbeiten.

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Vielfach sind aber Lieferketten schon unterbrochen. Wie die Lufthansa oder die AUA haben viele Airlines ihre China-Flüge gestrichen. Die amerikanische Fluglinie United Airlines will nun auch ihre Flugverbindungen nach Hongkong vom 8. bis 20 Februar aussetzen, nachdem dort am Dienstag der erste Todesfall gemeldet wurde.

Die Weltbank will daher ihre globale Wachstumsprognose für heuer senken. "Viele chinesische Güter werden im Bauch von Passagierflugzeugen in den Rest der Welt gebracht“, sagte Weltbank-Präsident David Malpass am Dienstag. Nun müssten Firmen ihre Lieferketten der neuen Situation anpassen. Auch der weltgrößte Sportartikelhersteller Nike stellte seine Aktionäre schon auf Geschäftseinbußen in China ein.

Die Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific will alle Mitarbeiter in unbezahlten Urlaub schicken. Die rund 27.000 Angestellten würden gebeten, bis zu drei Wochen zu Hause zu bleiben, sagte Konzernchef Augustus Tang in einer am Mittwoch veröffentlichten Videobotschaft.

(Apa/red.)

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