Aufsichtsräte kämpfen mit Regelflut

Heikel wird es, wenn die Gesellschafter Zweifel daran haben, dass der Aufsichtsrat seinen gesetzlichen Verpflichtungen nachkommt.
Heikel wird es, wenn die Gesellschafter Zweifel daran haben, dass der Aufsichtsrat seinen gesetzlichen Verpflichtungen nachkommt.(c) Clemens Fabry
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Zu viele Gesetze verhindern eine effiziente Kontrolle.

Wien. Wer ein paar Aufsichtsratsmandate als Beschäftigungstherapie in der Pension oder als nettes Zubrot zum Hauptjob versteht, hat überholte Vorstellungen. Schließlich wird es heikel, wenn die Gesellschafter Zweifel daran haben, dass der Aufsichtsrat seinen gesetzlichen Verpflichtungen nachkommt, oder wenn Fehler passieren. Ein aktuelles Beispiel? Die Casinos Austria.

Doch welche Regeln gelten eigentlich für den Aufsichtsrat? In den vergangenen Jahren sind Aufsichtsräte mit einer Fülle an Novellen und Gesetzen konfrontiert worden. Das Dickicht ist nahezu undurchschaubar. Susanne Kalss, Professorin für Unternehmensrecht an der WU Wien, sieht in dem engen gesetzlichen Korsett eine große Hürde für eine effektive und effiziente Unternehmensaufsicht. „Wir haben Detailregulierungen, die nicht mehr fassbar sind. Noch dazu gehen die Gesetze davon aus, dass es sich bei Unternehmen mit Aufsichtsräten stets um sehr große Unternehmen handelt, die vollberufliche Organmitglieder haben.“

Das ist in der Tat ein Problem: „Die Maßfigur, die Leitfigur des Gesetzgebers, repräsentiert lediglich einen geringen Prozentsatz der österreichischen Unternehmen mit Aufsichtsräten und beachtet nicht die viel heterogenere Struktur, die unsere Wirtschaft kennzeichnet.“ Kalss' Fazit: Der österreichische Gesetzgeber ist gefordert, auf die unterschiedlichen Unternehmensgrößen einzugehen und Abstufungen bei den vielen Detailregelungen zuzulassen. (hec)

Am 27. Februar 2020 findet der zehnte Aufsichtsratstag an der WU Wien statt. Das diesjährige Thema der Fachveranstaltung: „Wünsche und Erwartungen der Eigentümer an Aufsichtsräte und Aufsichtsrätinnen“.

Infos:www.aufsichtsratstag.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2020)

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