Eames Demetrios: Verwaltungsauftrag

Es bleibt in der Familie. Eames Demetrios kümmert sich um das Erbe seiner Großeltern Charles und Ray Eames.

Design hat vor allem damit zu tun, ein guter Gastgeber zu sein.“ Das ist eine ­jener Weisheiten, die Eames Demetrios von seinem Großvater gelernt hat – und die er auch fortführen will. Denn dieser Großvater ist immerhin Charles Eames, der gemeinsam mit seiner Frau Ray die amerikanische Designmoderne stark geprägt hat; und so ein Erbe, ja, das verpflichtet eben. Also ist Demetrios heute Direktor der Eames So­ciety und entscheidet, was unter diesem Namen verkauft und veröffentlicht wird und vor allem: was nicht. „Alles, was ich heute über Design weiß, habe ich im Rückwärtsgang gelernt“, erzählt Demetrios. Denn: „Ich wusste nicht, dass meine Großeltern berühmte Designer waren. Ich wusste nur, dass sie tolle Menschen waren.“

Klar gibt es da auch immer böse Zungen, die behaupten, der Enkel wolle aus seinem (Vor-)Namen Kapital schlagen (nebenbei: Terence Conran wird gern zitiert: „Ich wünschte, meine Mutter hätte mich Eames genannt.“); solche Sager wischt Demetrios aber schnell vom Tisch. Und wirklich, er macht eher den Eindruck, das Geschäft mit den Eames zu kontrollieren als auszuschlachten. „Als meine Großmutter starb – ich arbeitete damals bereits als Filmemacher –, habe ich mich einfach gefragt, ob die Menschen meiner Generation nicht auf die Dinge aus der Vergangenheit achtgeben müssten. Und wenn sie es nicht tun: ob diese Dinge dann nicht einfach verschwinden würden.“

Adaptionen am Klassiker. Heuer kommt nun also eines der berühmtesten Designstücke der Eames – der Lounge Chair – neu modifiziert auf den Markt, und da stellen sich zwei Fragen, ers­tens: Darf man Hand an so einen Klassiker legen? Und zweitens: Braucht das ein Stuhl, der sich seit 1956 bestens ­verkauft, überhaupt? „Charles hat immer gesagt, Design hat im Gegensatz zur Kunst ein aktives Element, den Anspruch, am Puls der Zeit zu sein“, so Demetrios. Auch Ray und Charles selbst hätten bis zu ihrem Tod mit neuen Materialien expe­rimentiert. Beim Lounge Chair – einer zeitgemäßen ­Version des alten englischen Klubsessels – gab es über die Jahre immer wieder Änderungen. Demetrios weiter: „Wir ändern Dinge nicht einfach so zum Spaß, sondern nur, wenn es einen guten Grund dafür gibt. Das ist eine natürliche Evolution.“

So ein guter Grund wäre etwa die Umwelt. Also werden beim Lounge Chair heuer umweltfreundlichere, neue Materialien und Kleber verwendet. Und – da ist Demetrios wieder bei der Sache mit dem Gastgeber – gerade dieser Stuhl „steht für Komfort – die Menschen sind heute einfach größer als früher“. Also wurde im Sinne der Bequemlichkeit auch der Stuhl ein wenig größer und kommt jetzt in einer XL-Version daher. Zwei Jahre hat der Designprozess dieses neuen Lounge Chair gedauert, und Demetrios pocht darauf: „Unabhängig vom zeitlichen und finanziellen Einsatz – wenn das Ergebnis nicht funktioniert hätte, hätten wir es nicht auf den Markt gebracht.“

Imaginäre Welt. Eames Demetrios ist nicht nur mit dem Familienerbe beschäftigt. Das aktuelle Projekt des Künstlers und Filmemachers hat einen sperrigen Namen: „Kcymaerxthaere“. Der Titel einer imaginären Welt. Mithilfe verschiedenster Medien – etwa Bilder, Videos, Installationen – wird die Welt von Eames dabei uminterpretiert. Auch im Waldviertel findet sich zwischen den Granitfindlingen eine Bronzeplatte, die auf „Kcymaerxthaere“ hinweist. „Es geht um ein ‚Was wäre, wenn . . .‘-Gefühl“, erklärt Demetrios. „Was wäre, wenn die Welt ein anderer Ort wäre, eine Art Paralleluniversum zu unserer Realität.“ In der vierten Ausgabe ist nun auch ein eige­ner Reiseführer von „Kcymaerxthaere“ erschienen, neben Markierungen im Herzen Londons und in den Wäldern Polens kommt darin auch das ganz neue Wegschild am Wiener Kahlenberg vor. Nur das Werk der Eames hat in dieser Welt keinen Platz. 

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