Michael Häupl setzt im Wahlkampf erfolgreich auf seine Geheimwaffe: die Wiener Opposition.
In den Umfragen hat die Wiener SPÖ die absolute Mandatsmehrheit mehr oder weniger sicher verloren. Jetzt kann nur noch die Wiener Opposition helfen. Christine Marek mobilisiert endlich die Gemeindebauten und die letzten SP-Funktionäre, indem sie die Rückkehr der Hausbesorger blockiert. Heinz-Christian Strache beschäftigt sich intensiv mit sich und ist mit der Abwehr seines Stimmweg-Burn-out beschäftigt. Manche SP-Funktionäre glauben fast schon den sorgsam einstudierten Loser!-Chören. Und vor allem: Bei den Grünen erhebt sich wieder die Basis.
Was im (sach-)politischen Alltag unmöglich war, gelingt bei der Listen-bestellung der Grünen nämlich immer: endlich aufzufallen. Fünf politisch bisher nicht übertrieben erfolgreiche Bezirksräte mussten in einer Abstimmung eine Niederlage und eine „fremde“ Spitzenkandidatin hinnehmen und gründen daher nun eine eigene Grün-Fraktion. Das erinnert an die Spaltung(en) des Liberalen Forums einst. Damals siegte Häupl.
Interessanterweise hieß es bisher immer, Maria Vassilakou habe als Einzige weit und breit die gefürchtete Basis der Grünen im Griff. Das stimmt offenbar nicht. Es hieß auch immer, die Wiener Grünen seien ihrem Klischee vom linken Chaotentrupp ziemlich nahe. Das dürfte hingegen stimmen. Offenbar verabschiedet sich die Partei gerade von ein paar solchen Exemplaren. Das ist genau genommen kein schlechtes Zeichen, sondern begrüßenswert. Nur führt es gerade dreieinhalb Monate vor der Wahl in die sichere Niederlage.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2010)