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Warum es so unattraktiv ist, Hausarzt zu werden

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Archivbild(c) Getty Images (Adam Berry)
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Immer mehr Kassenstellen bei Hausärzte bleiben unbesetzt. Es wird Zeit das zu ändern.

Die Zahl der unbesetzten Ärzte-Kassenstellen steigt. Besonders gravierend ist die Situation bei den Allgemeinmedizinern, also den Hausärzten. Die Zahl der offenen Stellen ist dort (österreichweit) innerhalb eines Jahres von 68 auf 95 gestiegen. Das entspricht einer Steigerung von knapp 40 Prozent, wie die Zahlen der Ärztekammer zeigen.

Dieser Trend ist dramatisch, ist der Hausarzt doch der zentrale Ansprechpartner der Patienten.  Wobei es noch große Differenzen bei der medizinischen Versorgung in urbanen Räumen und ländlichen Gebieten gibt. Bei letzteren ist es noch schwieriger Allgemeinmediziner zu finden.

Diesem Trend widerspricht, dass es eigentlich genug Ärzte gibt bzw. die Ärztedichte in Österreich (international gesehen) diese Entwicklung nicht widerspiegelt. Es gibt einige Faktoren,  die den Beruf des Allgemeinmediziners immer unattraktiver machen: Patienten erwarten von ihrem Hausarzt traditionell eine gewisse soziale Betreuung. „Ein Arzt der sich Zeit nimmt“, ist bei Patienten-Umfragen immer in den Top-Positionen, wenn es um das Anforderungsprofil geht. Die heutige Drei-Minuten-Medizin lässt dafür allerdings keine Zeit mehr. Und das ist nicht die Schuld der Hausärzte. Denn die soziale Komponente, die zweifellos zu einer Gesundheitsbetreuung gehört, wird finanziell nicht abgegolten.

Aber es wäre falsch, die Misere nur an der Bezahlung der Mediziner festzumachen. Die Drei-Minuten-Medizin ist vor allem für jüngere Ärzte, die noch voller Idealismus in den Beruf gehen, nicht akzeptabel. Sie wandern daher verstärkt in den Wahlarztbereich ab.  Das trifft vor allem auf Medizinerinnen zu, die aus familiären Gründen gerne nur Teilzeit arbeiten möchten. Die Regelungen des Kassenvertrages lassen das aber nicht zu.

Die Folge: Weniger Hausärzte mit Kassenvertrag bedeuten mehr Patienten für die verbliebenen Hausärzte. Das führt oft zu einer Überlastung der Kassen-Mediziner und lange Wartezeiten für die Patienten.

Es gibt im Kassenbereich bei den Hausärzten (zu) viel Bürokratie, keine Bezahlung, die die heutigen Verhältnisse abbildet, und wenig attraktive Rahmenbedingungen. Zusätzlich braucht es auch die Erhöhung der Ausbildungsplätze für Allgemeinmediziner. So wurden solche früher im Wiener AKH ausgebildet; heute gibt es das nicht mehr.

Reagieren müssen Sozialversicherungen und Gesundheitskasse. Sonst war der markante Rückgang bei den Allgemeinmedizinern nur der Anfang einer Erosion im Gesundheitswesen.

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