Randerscheinung

Mit Würde und Conditioner

(c) Carolina Frank
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Ich habe also zum Geburtstag von den beiden großen Buben ein Shampoo und einen dazugehörigen Conditioner geschenkt bekommen.

Der Älteste schwört seit Kurzem da­rauf, sich nur mehr jeden zweiten oder gar dritten Tag die Haare mit Shampoo zu waschen, dabei aber dann zusätzlich einen Conditioner zu verwenden. „Ein ganz neues Leben", sagt er lachend und fährt sich dabei durch die Haare, während ich mich etwas zögerlich bedanke, da ich Gewohnheiten nur ungern ändere und das Geschenk angesichts meiner Haarmenge und -qualität eigentlich nur als Witz gemeint sein kann. Der Älteste ist allerdings Spezialist für solche Lifehacks. Er frühstückt nur Espresso und ein Stück dunkle Schokolade (80 Prozent Kakaoanteil sind das Minimum) und feiert diesen Winter auch lange Unterhosen, nicht nur wegen der zusätzlichen Behaglichkeit, sondern weil man so das Gefühl habe, man sei den ganzen Tag im Pyjama. Ich habe es ausprobiert, es stimmt, fast besser als Trainingshose. Nachdem der Mittlere sich also auch vom Conditioner hat anstecken lassen (von der langen Unterhose, soweit mir bekannt, noch nicht), soll ich nun also auch meine Haarpflege überdenken. Als der Kuchen angeschnitten ist, sagt der Mittlere dann übrigens noch beiläufig in Richtung seiner Eltern: „Ha, jetzt seid ihr zusammen schon hundert Jahre alt." Was mich ein bisschen überrascht, aber auch stolz macht: Sebastian Kurz und Werner Kogler schaffen das miteinander nicht. Zu fünft sind wir heuer übrigens genau 150 Jahre alt. Jede Menge Erfahrung also. Und dreißig Jahre im Schnitt ist sowieso das optimale Alter, könnte man sich die Situation schönreden. Oder man geht einfach den nächsten Schritt. Mit Würde und Conditioner. Wenn sich das irgendwie vereinbaren lässt.

("Die Presse - Schaufenster", Print-Ausgabe, 07.02.2020)

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