Zukunft der Mode

Wenn Roboter die Mode aufmischen

© Miriam Eichinger
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Dem Modell „Fast Fashion“ gehen die Ressourcen aus. Vor diesem Hintergrund forscht ein Projekt in Linz an neuen und nachhaltigen Designprozessen und bringt dafür Mode und Robotik zusammen.

Die Modeindustrie hat sich in den vergangenen Jahren keinen guten Ruf aufgebaut. Rohstoffabbau, Produktion unter prekären Bedingungen, massiver CO2-Ausstoß durch den Transport, Verkauf in Massen und zu Dumpingpreisen, Wegwerfkultur. Doch die Branche erlebt momentan eine Art Umbruchphase. Akteure auf der ganzen Welt sehen sich in der Verantwortung, Änderungen herbeizuführen. So stellten die Modewochen in Kopenhagen im Jänner etwa einen Nachhaltigkeitsplan vor, für dessen Umsetzung Industrie und Modeschöpfer in die Pflicht genommen und zu mehr Umweltbewusstsein aufgerufen wurden. Die Modewochen in Stockholm wurden 2019 aus Gründen der Nachhaltigkeit abgesagt und in London haben Designer und Models zum Auftakt der Modewoche einen Aufruf gegen den Trend zu Wegwerf-Mode gestartet für den Kauf gebrauchter Kleidung geworben.

An alternativen Lösungen wird auch hierzulande in der Forschung gearbeitet, so etwa an der Linzer Kunstuniversität. Dort will man sich wieder auf kleinere und individuelle Prozesse konzentrieren, die auch regional umzusetzen sind. „In dieser Menge, in der wir heute zu Billigpreisen Fast Fashion konsumieren, das geht nur durch ganz viele Näherinnen in Niedriglohnländern, die für praktisch nichts arbeiten. Dieses Modell ist am Aussterben, wir werden in Zukunft nicht mehr die Ressourcen zur Verfügung haben, um so viel Baumwolle, andere Fasern zu konsumieren", betont Christiane Luible-Bär, Co-Leiterin des Studiengangs „Fashion & Technology“, im Gespräch mit dem „Schaufenster“. Die Textilindustrie müsse etwas tun, sei sich dessen aber auch bewusst. „Wir brauchen eine ganz andere Art und Weise des Umgangs mit Kleidung.“ Erreichen will man das durch das Zusammenwirken dreier sehr unterschiedlicher Disziplinen: Modedesign, Robotik und Biomechatronik im Rahmen des Projekts FAR: Fashion and Robotic, das mit erstem März offiziell startet.

„Für uns sind Roboter nicht nur für Produktionsmaschinen, sondern kreative Werkzeuge. Durch die Auseinandersetzung mit neuen Werkzeugen entstehen neue Ansätze und Möglichkeiten, wie man Prozesse entwickeln kann“, erklärt Johannes Braumann vom Bereich „Creative Robotics“. Anstatt mit einem Industriepartner für eine gewisse Zeit zusammenzuarbeiten, um am Ende ein Produkt in den Händen zu halten,  will man durch Grundlagenforschung neue Lösungen erarbeiten, die die klassische Industrie so noch nicht kennt. Die Angst davor, dass Maschinen den Menschen obsolet machen könnten, sei unbegründet. Es gäbe Dinge, die können Menschen gut, es gäbe aber auch Dinge, die können Maschinen gut. „Wir beobachten im Handwerk, dass die Leute, die sich Roboter anschaffen, das nicht tun, um Leute zu ersetzen, sondern um sich neue Möglichkeiten zu eröffnen“, so Braumann.

Nachhaltiges Material

Kleidungsstücke werden bereits mit dem 3D-Drucker hergestellt. Doch dabei handelt es sich eher um Einzel- oder Museumsstücke, was unter anderem am Material liegt, meint Luible-Bär. „3D-gedruckte Kleider sind heute vor allem Kunststoff, und den möchte eigentlich niemand auf der Haut tragen.“ Und so wird man mit Biomaterialien arbeiten und experimentieren, wie etwa mit Pilzen oder Mikroorganismen. Sie sollen vom Drucker bald dreidimensional in ein Kleidungsstück verwandelt werden. Und vom Roboter zugeschnitten, geformt und sogar gezüchtet werden.

Die Mode sei im Moment gerade im Wandel begriffen, ist man sich an der Kunstuniversität in Linz einig. Dies beginnt bei Designern und Modeschöpfern, die bei der Produktion Dinge hinterfragen und neue Herangehensweisen in Betracht ziehen. Die Verantwortung liegt nicht zuletzt aber bei den Konsumenten. Ob sie sich für recycelte Mode entscheiden oder bereit dafür sind, für ein lokal produziertes Produkt mehr Geld auszugeben. Hier sind auch Transparenz und Kennzeichnung ein Thema, die in der Modeindustrie oft fehlen. Beim Kauf eines T-Shirts erfahre man so etwa, dass es zu 100 Produzent aus Baumwolle besteht. Nicht aber, welche Chemikalien dafür verwendet wurden oder wo und unter welchen Bedingungen es hergestellt wurde. Und diese Aufklärungsarbeit liege wieder bei den Anbietern.

© Miriam Eichinger

>> „FAR - Fashion and Robotics“

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