Fair Fashion

Darauf kommt es beim Kauf von nachhaltiger Kleidung an

(c) Getty Images (Chris McGrath)
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Das neue T-Shirt ohne schlechtes Gewissen kaufen, geht das heute überhaupt noch? Ein paar Tipps für den - nachhaltigen - Kleidungskauf.

In Zeiten, in denen sich die Modeindustrie immer wieder als großer Umweltsünder beweist, wagen immer mehr Marken und Labels einen Schritt in die Gegenrichtung und setzen auf Nachhaltigkeit. Auch auf die große Bühne wird der Begriff gebracht, gerade auch in der momentan stattfindenden Award-Season. Auf den Bafta-Awards wurden die Gäste etwa per Dresscode dazu angehalten, entweder nachhaltige oder recycelte Kleidung zu tragen. Schließlich könnte eine auf dem Red Carpet abgelichtete, umweltfreundliche Botschaft an Millionen von Zuschauern auf der ganzen Welt gehen.

Aber was kann jeder einzelne von uns beim Konsumieren von Mode beachten, selbst dann, wenn niedrige Preise der Fast-Fashion-Industrie gar zu verlockend sind? Barbara Krenn-Schöggl, Direktorin der Modeschule Graz, klärt im Gespräch mit dem „Schaufenster“ auf. „Zuallererst: Es gibt keine billige Kleidung. Einer zahlt immer den Preis. Meistens jene, die sie herstellen.“ Und meint damit Näherinnen, die unter prekären Bedingungen leiden, oder die großen Belastungen für die Umwelt. Wann ist ein Kleidungsstück wirklich nachhaltig? 

Auf Siegel achten

„Ein Kleidungsstück ist nachhaltig, wenn die gesamte Lieferkette vom Anbau der Fasern bis zum Endprodukt kontrolliert und zertifiziert ist“, erklärt Krenn-Schöggl. Dabei sind Chemikalien und auch schlecht oder nicht zu recycelnde Mischfasern tabu. Die Naturfasern müssen aus Bio-Anbau stammen und biologisch abbaubar sein. In der Produktion von Kleidung werden strenge Sozialstandards gefordert.

Um dies überprüfen zu können, gebe es Siegel. Das Strengste sei laut der Modeschule-Direktorin das IVN Best-Siegel. Für Kleidungsstücke, die damit zertifiziert sind, gelten obige Standards. Auch solche mit dem Siegel GOTS (Global Organic Textile Standards) könne man problemlos kaufen.

Materialien hinterfragen

Bei Kleidungsstücken „made in Austria“ ist zumindest sichergestellt, dass arbeitsrechtliche Vorschriften oder Kollektivverträge eingehalten werden. Die verwendeten Materialien sind allerdings zu hinterfragen. Baumwolle etwa, die als „sauberes Material“ gilt, hat durchaus ihre Schattenseite. Sie kann bei uns nicht angebaut werden und löst in den Gebieten, aus denen sie importiert wird, gravierende Probleme aus. Der Einsatz von Pestiziden im Anbau etwa, oder der enorme Verbrauch an Wasser, das eigentlich von den Menschen vor Ort benötigt wird.

Nachhaltiger sind Hanf oder Leinen. Auch Cellulosefasern wie Viskose und Modal, die in Österreich hergestellt werden, sind besser als Baumwolle oder alle auf Erdöl als Ausgangsprodukt basierenden Materialien. Denn Kunstfasern hinterlassen Mikroplastik beim Waschen.

Zweimal überlegen

„Grundlegend sollte man Folgendes beachten", gibt Krenn-Schöggl mit auf den Weg: „Je öfter und länger man Kleidungsstücke verwendet, trägt und auch weitergibt, tauscht oder in den Secondhand-Shop bringt - oder eben dort einkauft - umso nachhaltiger fällt die CO2 Bilanz aus."

Im Übrigen müsste der Wert alter Textilien erkannt werden - und das tut er bereits. Aus Altem wird Neues geschaffen, indem upgecycelt, umgestylt oder umgenäht wird. Vor allem aber geht es um die bewusste und achtsame Entscheidung, Textilien zu kaufen. Denn bei der Wahl zwischen fairer oder vermeintlich billiger Mode gebe es nur zwei Richtungen: die in die richtige oder die in die falsche.

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