Bilanzstandard

Allianz stellt Quartalszahlen infrage

Die Allianz will weniger Aufwand.
Die Allianz will weniger Aufwand. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der deutsche Versicherungskonzern will nur noch alle halben Jahre berichten.

München/Frankfurt. Der deutsche Versicherungsriese Allianz will nicht mehr alle drei Monate Rechenschaft über sein Geschäft ablegen. Ein Sprecher des Konzerns bestätigte am Donnerstag Gespräche mit der Deutschen Börse über einen Verzicht auf die in der Börsenordnung für alle DAX-Unternehmen vorgeschriebenen Quartalsberichte oder -mitteilungen.

Grund sei die aufwendige Umstellung auf den neuen Bilanzstandard IFRS 17, der die Versicherer 2022 trifft. Man wolle zu Halbjahresberichten übergehen. „Eine dürre, weiter abgespeckte Quartalsmitteilung ist keine Option“, so der Sprecher. „Eine echte Vereinfachung bringt nur die Aufgabe der Berichterstattung über das erste und dritte Quartal.“
Die „Wirtschaftswoche“ hatte zuerst über den Plan berichtet. Einen Ausschluss aus dem Leitindex DAX, an dem die Aktie des Versicherers fast acht Prozent ausmacht, würde die Allianz aber wohl nicht riskieren. „Damit würden beide verlieren – die Börse und wir“, sagte der Sprecher.

Börse will Stimmung ausloten

Die Deutsche Börse verwies auf ihre geltenden Regeln, zeigte sich aber gesprächsbereit dem Vorstoß aus München gegenüber: „Im Rahmen unseres regelmäßigen Austauschs mit allen Marktteilnehmern sprechen wir derzeit auch intensiv über mögliche Veränderungen der geltenden Rechnungslegungsstandards und die Auswirkungen auf Emittenten“, sagte ein Sprecher. Die Entscheidung über die Regeln trifft der Börsenrat.

Finanzkreisen zufolge will die Börse auch die Stimmungslage unter anderen DAX-Unternehmen zu den Quartalsberichten ausloten. Von der Änderung des IFRS-Standards für die Versicherer ist auch die Münchener Rück betroffen. Die Deutsche Börse ist der einzige der großen Börsenbetreiber in Europa, der alle drei Monate einen Bericht über die Geschäftslage verlangt. Sie hatte die Anforderungen daran allerdings vor vier Jahren deutlich zurückgeschraubt, nachdem die EU die Pflicht zu Quartalsberichten gekippt hatte.

Abgespeckte Berichte

Seither wird für den streng regulierten Prime Standard nur noch ein Halbjahresbericht verlangt, nach drei und neun Monaten reicht eine weniger förmliche Quartalsmitteilung, die nicht einmal Zahlen enthalten muss. Als einer der ersten DAX-Konzerne hatte der Konsumgüterkonzern Beiersdorf damals auf Zwischenergebnisse verzichtet und berichtet nur noch über Umsatzentwicklung und Prognose. Auch die Allianz beschränkt sich seit einiger Zeit auf eine sechs Seiten umfassende Quartalsmitteilung. (APA/est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2020)

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