Eine fantastische Uraufführung des „Ibiza-Stücks“ im Akademietheater: Unter der Regie von Robert Borgmann zeigten sich am Donnerstag vier Protagonisten und ein Chor in Hochform.
Texte der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek können ganz schön anstrengend sein. In ihren zu schwarzen Komödien mutierten Tragödien, die eine schamlose Konsumgesellschaft betrauern, lässt sie nichts aus. Ihr Repertoire reicht vom antiken Drama bis zum fast frischen Kalauer aus der Politik. Sie spitzt die Technikfeindlichkeit mancher ihrer liebsten Philosophen zu, erlaubt sich bissige, genderbedingte Seitenhiebe. Sie vergisst niemals die für sie bewährte marxistische Exegese. Diese spöttische Moralistin imitiert und entfremdet alles, was sie zu fassen kriegt, im sprachlichen Exzess. Bis zur Schmerzgrenze.
Bei der Uraufführung von „Schwarzwasser“ in Wien konnte man gespannt darauf sein, wo sich der deutsche Regisseur Robert Borgmann bei den 59 dichten Seiten bedient hat. Vorstellungsdauer drei Stunden 30 Minuten stand im Programmheft. War da beim Blick auf diese Information ein leises Stöhnen bei jenen zu hören, die am Donnerstag ins Akademietheater gekommen waren, um dieses Stück über das Virus des Populismus zu sehen? Hat Borgmann etwa gar alles sagen lassen, was Jelinek schrieb? Ist das nicht viel zu lang? Nein. Keine Sorge! Es wurden inklusive Pausen nur drei Stunden und ein paar Minuten. Die haben es aber in sich.