Skifahren auf schönen runden Nocken.
Kärnten

Bad Kleinkirchheim: Nachschub mit Design

Es gibt Neues in Bad Kleinkirchheim. Vielversprechende Hoteleröffnungen und der touristische Zusammenschluss mit den Nachbarn am Millstätter See sollen das Geschäft wieder beleben.

Manchmal gibt es Tage, an denen viel, oft auch zu viel zusammen kommt. Der letzte Samstag im Jänner war für den Bürgermeister von Bad Kleinkirchheim so ein Tag. Nicht nur, dass Matthias Krenn bei der Eröffnung des neuen Explorer Hotels mitten in Bad Kleinkirchheim eine gefragte Person war, dazu auch eine Begrüßungsrede zu halten hatte. Gleich danach eilte er zum Festzeit, wo man seinen 60. Geburtstag feierte. Dass quasi nebenher auch noch die Abfahrt in Kitzbühel live beim ORF gelaufen ist, das fiel dann kaum noch auf. Drei Dinge, die für einen Repräsentanten eines traditionsreichen Wintersportorts wirkliche Priorität haben.

Überhaupt tut sich in diesen Wochen ziemlich viel in Bad Kleinkirchheim, schon gar in den Semesterferien. Ein paar Tage davor hat die Klatschpresse mit heftigen Gefühlswallungen vom hiesigen Winter Open Air der Volksmusik berichtet, wo Florian Silbereisen Seite an Seite mit der bayerischen Jodel-Koryphäe Stefanie Hertel gesichtet wurde, was Anlass zu Spekulationen gab. Den Einheimischen dürfte das nicht wirklich nahe gegangen sein. Viel interessanter ist für sie aber, dass sich der Tourismusverband demnächst mit den Nachbarn am Millstätter See zusammen tun wird. Dort hat der neue und künftig gemeinsame Geschäftsführer bereits zum Jahresbeginn seine Position bezogen. Am 1. April kommt dann die offizielle Übernahme der Geschäfte von Bad Kleinkirchheim.

Ziel: 1000 neue Gästebetten

Etliche Jahre war es ziemlich ruhig in Bad Kleinkirchheim. In der Winter- wie Sommerdestination lebt man traditionell recht gut mit der Kombination aus Thermenort, Wander- und Wintersportdestination mit einem Franz Klammer als bewährtes einheimisches Werbetestimonial. Im Sommer sind es neben Deutschen und Holländern viele italienische Gäste, die sich von den Wellnessangeboten der Kathrein- und der Römertherme und der sanften alpinen Topografie der Nockberge angezogen fühlen. Im Winter sind unter den Gästen auch viele Osteuropäer. Die meisten Lifte in dem Skigebiet mit mehr als 100 Pistenkilometern rund um die Kaiserburg und den Strohsack auf der Südseite sowie Brunnach und Wiesernock auf der Nordseite sind schon etwas in die Jahre gekommen. Aber der Wintersport in Bad Kleinkirchheim hat seine eigene Gemütlichkeit und Gelassenheit, und man kann hier auch ohne Sitzheizung und Designergondeln ganz gut skifahren.

Die eigene Skiwerkbank.
Die eigene Skiwerkbank.(c) www.pro-vision-media.de

Über die Jahre hat der Ort aber viele Gästebetten verloren. „In den vergangenen 25 Jahren werden gut 1500 Betten zusammen gekommen sein, die vor allem bei Privatvermietern und kleinen Pensionen abhanden gekommen sind“, sagt Bürgermeister Krenn. Um einen Verlust an Arbeitsplätzen und eine Schwächung der Infrastruktur zu vermeiden, wurde eine Entscheidung getroffen, ein Strategiepapier verfasst. Das Ziel: 1000 neue Gästebetten.

Raumökonomie und Design

Das eben eröffnete „Explorer Hotel“ in bester zentraler Lage gleich neben der Maibrunnbahn und schräg gegenüber der St. Kathrein Therme hat hier Symbolwirkung. Da hat man auch einen erfolgsversprechenden Partner gefunden: Es ist bereits das neunte Haus, das die Explorer Hotelgruppe aus Oberstdorf in Bayern seit 2010 eröffnet. Alle Hotels sind gleich groß, sehen außen wie innen gleich aus und stehen ausschließlich in Bayern oder Österreich. Markant sind die klassische Architektur, die sich der alpinen Umgebung anpasst und an regionaltypischen Bauernhäusern orientiert. Drinnen ein geräumiger Eingangsbereich mit Rezeption und eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Werkbank, daneben die offen gestaltete Cafeteria für das Frühstück. Ein Restaurant gibt es nicht.

Passivhaus-Hotel

Rund 200 Betten hat ein Explorer Hotel. Die Räume sind mit 21 Quadratmetern nicht groß, aber raumökonomisch gut durchdacht. Mit viel Holz, modernem Design und bunten Farben bieten sie Ablagemöglichkeiten und eine kleine Sitznische. Jedes Hotel hat einen Spabereich mit Sauna, Dampfbad, Infrarotkabine und Fitnessraum. Ein Aushängeschild ist der Umstand, dass die Explorer Hotels die ersten zertifizierten Passivhaus-Hotels Europas wurden. Mit aufwendiger Isolation und einem effizienten Luft-Zirkulationssystem ist es möglich, auf zusätzliche Heizungen zu verzichten. Dazu liefern Fotovoltaikanlagen einen Großteil der erforderlichen elektrischen Energie. Die höheren Baukosten werden durch den geringeren Energieverbrauch wieder kompensiert. Die Idee, sich von konventionellen Hotelangeboten abzusetzen, auf die wesentlichen Angebote zu konzentrieren und auf Unnötiges zu verzichten, sollte sich lohnen. Das sportlich-jugendliche Image und die relativ günstigen Einstiegspreise wirkten rasch: Nach dem ersten Hotel im Allgäu folgte bald ein zweites in Gaschurn im Montafon, dann weitere Hotels in Nesselwang und in Schönau bei Berchtesgaden, in Hinterstoder und im Ötztal.

2011 gab es für die Explorer Hotels den Hotelarchitekturpreis „Artouro“. Dazu wurden sie im selben Jahr als eines der 100 innovativsten Unternehmen des deutschen Mittelstandes mit kreativem Weitblick und Sinn für Neues ausgezeichnet. Zwei Jahre später kamen noch der Deutsche Tourismuspreis und der Deutsche Preis für Tourismusentwicklung in der Kategorie „Innovative Investitionskonzepte in Hotellerie und Gastronomie“ hinzu. Bad Kleinkirchheim ist nun das neunte Hotel. In Planung beziehungsweise im Bau befindlich sind derzeit Häuser in Farchant bei Garmisch-Partenkirchen und im Stubaital.

Explorer Hotel.
Explorer Hotel.(c) Homolka.cc

Der typische Gast im Explorer Hotel ist sportlich ambitioniert, schaut auf die Kosten, aber auch auf Qualität. „Sportliche Entdecker“ nennt sie der Explorerchef Jürnjakob Reisigl, ein Tiroler, der im Allgäu als Hotelier erfolgreich wurde. Wert legt man in den Explorer Hotels darauf, dass die Gäste mit Informationen über Freizeitangeboten gut versorgt werden, dass Mitarbeiter entsprechend geschult sind. Dass es kein klassisches Abendrestaurant ist, nur kleine Imbisse gibt und  man beim Frühstück seine Eierspeis selbst anrichten muss, scheint kaum jemanden zu stören. Für Bad Kleinkirchheim ist die Eröffnung ein Signal. Dass ein Hotel neu startete, das liegt schon etliche Jahre zurück. Für jüngeres, designorientiertes Publikum ist das Angebot hier auch überschaubar.

Biosphärenpark Nockberge

Aber Bad Kleinkirchheim ist auch nicht Ischgl oder Kitzbühel. Es ist eine traditionsreiche Winterdestination mit einem sehr vielseitigen Freizeitangebot, einem dezenten Schuss Nostalgie und einer schönen alpinen Kulisse, die mit den sanften Hügeln der Nockberge nicht bedrohlich, sondern fast schon lieblich wirkt: ein Almgebiet mit Zirben, Lärchen und Speik.

Bad Kleinkirchheim ist nicht wie viele Alpendörfer ein dicht gedrängtes Konglomerat aus Häusern. Es wurde recht großzügig entlang der Straße gebaut, was den Ort recht luftig wirken lässt, ein klassisches Zentrum oder Fußgängerzone gibt es nicht. Das Leben spielt sich im Winter vor allem auf den Pisten und in den Thermen ab. Klassische Sehenswürdigkeiten lassen sich auf Spaziergängen an den Hängen abseits der Straße entdecken. Dazu gehört die Kirche St. Katharina im Bade, die 1492 dort gebaut wurde, wo die ersten Fassungen für die warmen Quellen entstanden sind.

An der Mauer hängen alte Plakate, auf denen Franz Klammer für Ferien in Bad Kleinkirchheim wirbt. Demnächst werden weitere Ex-Rennläufer Reklame für Bad Kleinkirchheim machen: Im Frühjahr sollen die Bauarbeiten für das neue Hotel der Cooee-Gruppe starten, die einst von Herrmann Maier und Rainer Schönfelder gegründet wurden. Die Eröffnung ist dann für nächsten Winter geplant.

In Bad Kleinkirchheim

Übernachten: Explorer Hotel, www.explorer-hotels.com

Skifahren: in der Ski-Weltcup Region Bad Kleinkirchheim; 103 Kilometer Piste zwischen 1100 und 2000 Meter

Baden: im Thermal-Römerbad mit Heilwasser und Saunen auf drei Ebenen, in der Familien- & Gesundheitstherme St. Kathrein

Bad Kleinkirchheim:www.badkleinkirchheim.at

Compliance-Hinweis: Die Reise erfolgte auf Einladung von Explorer Hotels.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2020)

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