Pflanzen und Tiere gedeihen in wärmerem Mikroklima.
Für Tiere und Pflanzen, die im Gebirge leben, gilt die Annahme, dass sie es in der globalen Erwärmung schwer haben: Erstens, weil der Klimawandel in alpinen Regionen stärker wirkt. Zweitens, weil sie nicht unendlich nach oben in kühlere Höhen wandern können. Irgendwo ist wortwörtlich der Gipfel erreicht. Ein Team des Fachbereichs Biowissenschaften der Uni Salzburg fand nun aber heraus, dass Almweideflächen in den Alpen die Auswirkungen der Erderwärmung auf die Artenvielfalt abpuffern.
Wie sie im Journal Scientific Reports (28. 1.) berichten, variiert die Bodentemperatur solcher Weiden auf kleinstem Raum so stark, dass Pflanzen- und Tierarten nicht weit wandern müssen, um ihre optimalen Bedingungen zu finden.
Mugel und Senken
Erkannt haben Lisa-Maria Ohler und Martin Lechleitner, Dissertanten von Robert R. Junker, dies bei der Auswertung von 30 Temperatursensoren, die sie in einer Almweide auf 2270 Meter Seehöhe, Nähe der Großglocknerstraße in den Hohen Tauern, vergraben haben.
Über die gesamte Vegetationsperiode von Juni bis September speicherten die Sensoren halbstündlich die Bodentemperatur. Zudem dokumentierten die Forscher wöchentlich, wie viele Blütenpflanzen und ihre Bestäuber pro Quadratmeter zu finden sind. Es zeigte sich, dass kleine Mugel und Senken in der Weide, ebenso wie schattigere und sonnigere Bereiche eine Vielfalt an Mikroklimata schaffen, die als Refugium für viele Arten dienen. Je wärmer eine Stelle in der Wiese war, umso dichter und vielfältiger war der Pflanzenbewuchs und umso höher die Vielfalt an Insekten. Kälteliebende Arten müssten also nicht den Berg hinauf, sondern nur zur nächsten schattigen Mulde wandern. (APA/vers)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2020)