Denn es gibt keine guten Mächte

Er ergriff leidenschaftlich Partei für die Diskriminierten, die Erniedrigten und Beleidigten. Und er verfügte über genug Talent, um sich ihnen poetisch zu nähern. Vor 80 Jahren wurde der Cantautore Fabrizio De André (1940–1999) geboren. Erinnerung an einen hierzulande Vergessenen.

Ich versuche mich an den Abend zu erinnern, an dem wir Fabrizio De André live erlebt haben. April 1982. Im Wiener Konzerthaus. Bekannte hatten uns auf ihn aufmerksam gemacht, Bekannte, die sich in der italienischen Musikszene (und in der politischen Szene Italiens) besser auskannten als wir. Den müsst ihr hören. Der hat was zu singen und zu sagen.

In Italien war Fabrizio De André zu diesem Zeitpunkt längst ein berühmter Mann. Einer der bedeutendsten „Cantautori“. Liedermacher? Nein, mit den Leuten, die in deutschsprachigen Ländern Protestsongs sangen, konnte man einen wie ihn nicht vergleichen. Eher mit den französischen Chansonniers wie Georges Brassens, den er verehrte – in Frankreich eine Legende, aber bei uns hatte man auch den kaum wahrgenommen. Fabrizio De André: ein in Italien berühmter, aber auch umstrittener Mann. Politisch und poetisch widersprüchlich, das heißt, jederzeit imstande zu widersprechen. Berühmt erst recht, nachdem man ihn und seine Frau, die Sängerin Dori Ghezzi, entführt und vier Monate in den Bergen Sardiniens gefangen gehalten hatte. Die Entführer hatten ein Lösegeld verlangt, das auch Fabrizios Vater, Generaldirektor des größten Zuckerkonzerns in Italien, also zweifellos kein Armer, nicht so rasch aufbringen konnte.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.