Interview

Oxford-Ökonom: „Widerstand gegen Technologien ist die Norm“

Welche Suppe uns die Roboter künftig einbrocken, haben wir selbst in der Hand, sagt der Arbeitsforscher Carl Frey.
Welche Suppe uns die Roboter künftig einbrocken, haben wir selbst in der Hand, sagt der Arbeitsforscher Carl Frey.REUTERS
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Wenn Politiker die Menschen davor schützen wollen, ihre Arbeitsplätze an Roboter und Computer zu verlieren, sollten sie die Lohnsteuern stark senken, sagt der Arbeitsforscher Carl Benedikt Frey im Gespräch mit der „Presse“.

Die Presse: Vor sieben Jahren wurden Sie mit einer Studie weltberühmt: 47 Prozent aller Arbeitsplätze weltweit liefen Gefahr, von Maschinen ersetzt zu werden. US-Präsident Obamas Wirtschaftsberater griffen auf Ihre Methodologie zurück, in der Show „Last Night with John Oliver“ wurden sie ausführlich zitiert. Wie viele von diesen 47 Prozent aller Jobs wurden seither bereits wegautomatisiert?

Carl Benedikt Frey: Die kurze Antwort: Nicht sehr viele. Und ich hätte das auch nicht erwartet. Das Papier, welches wir 2013 veröffentlichten, beinhaltete eine Schätzung des potenziellen Ausmaßes der Automatisierung. Wir sagten uns: Das sind jene Bereiche, in denen Computer noch sehr schwache Leistungen bringen, also in Kreativität, komplexer sozialer Interaktion, in Wahrnehmungs- und Manipulationsaufgaben. Und wir schätzen, dass 47 Prozent aller Jobs nicht sehr stark von diesen Eigenschaften geprägt sind. Weiters haben wir untersucht, wie Entscheidungen zu automatisieren, gefällt werden.

Was heißt das?

Nun, selbst wenn Google Translate morgen perfekte Übersetzungen liefern würde, hieße das nicht automatisch, dass alle Übersetzer ihre Jobs verlieren. Denn dafür muss man amtlich beeidet sein. In meinem neuen Buch, „The Technology Trap“, beschreibe ich, dass der Widerstand gegen neue Technologien historisch betrachtet die Norm, nicht die Ausnahme war. Wir wissen nicht, in welchem Ausmaß die neuen Technologien heute abgelehnt werden. Wir wissen nur, dass sich die Haltung zu Technologien von Land zu Land stark unterscheiden kann. In Argentinien zum Beispiel finden Sie kaum Eisenbahnlinien, weil die Frächterlobby dort sehr stark ist und keine Konkurrenz will.

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