Leitartikel

Die Finanzkrise bewegt Europas Bürger mehr als der Klimanotstand

Die grüne Welle dürfte Irland am Samstag bei der Wahl zum Dáil Éireann, dem Parlament, nicht erfassen.
Die grüne Welle dürfte Irland am Samstag bei der Wahl zum Dáil Éireann, dem Parlament, nicht erfassen. APA/AFP/BEN STANSALL
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Klimapolitik hätte die Wahl in Irland prägen sollen. Stattdessen bewegen Brot-und-Butter-Themen die Iren – und der lange Schatten des Crashs von 2008.

So schnell ändert sich die politische Gefühlslage: Vor einem halben Jahr präsentierten Europas Grüne das starke Abschneiden ihrer irischen Kollegen bei der Europawahl als Zeichen jener „Grünen Welle“, die ganz Europa ökologisieren werde. Zuvor hatte das irische Parlament in Dublin den Klimanotstand ausgerufen, als eines der ersten der Welt. Die zusehends extremer ausfallenden Stürme und Hitzewellen machten die existenzielle Bedrohung durch den Treibhauseffekt für die Iren körperlich spürbar. 55 Prozent der Bürger nannten den Klimawandel als die größte Bedrohung des Planeten.

Von dieser ökologischen Beseeltheit ist heute kaum noch etwas zu bemerken. Die grüne Welle dürfte Irland am Samstag bei der Wahl zum Dáil Éireann, dem Parlament, nicht erfassen. Die Grünen werden zwar voraussichtlich Zugewinne verzeichnen. Statt derzeit mageren drei könnten sie doppelt oder dreifach so viele Mandatare im 160 Sitze zählenden Haus stellen. Mehr als ein Achtungserfolg ist das aber nicht. Denn die Sicht der Iren auf die Dinge hat sich wesentlich geändert: In einer Umfrage der „Irish Times“ drei Wochen vor dem Wahltag sagten nur mehr sieben Prozent der Befragten, dass der Klimawandel der einflussreichste Faktor bei ihrer Wahlentscheidung sein werde.

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