Körperliche Belastung führt zu häufigerem Jobwechsel.
Wien. Altenpfleger zählen zwar nicht zu den unzufriedensten Beschäftigten – aber nur einer von vier kann sich vorstellen, diesen Beruf bis zum Pensionsantritt auszuüben. „Die körperliche Belastung ist dafür ein zentraler Faktor“, sagt Sozialforscher Reinhard Raml. Dem Arbeitsklima-Index der Forschungsinstitute Ifes und Sora zufolge geht es Reinigungskräften ähnlich: Zwei Drittel wollen den Job vor der Pension aufgeben – dicht gefolgt von Maurern, Fabriksarbeitern und anderen Pflegern.
Im Gegensatz dazu will der Großteil der Lehrer, technischen Angestellten, Sachbearbeiter, Finanzberater und Bankangestellten beim selben Beruf bleiben. Am „loyalsten“ ihrem Berufsfeld gegenüber sind Journalisten und Ernährungsberater – nur 17 und 15 Prozent wollen sich umorientieren.
Glücklicher mit Ausbildung
Ob die Österreicher ihren Job mögen, hängt neben dem Gehalt vom Führungsstil im Unternehmen, Arbeitsmarktchancen, sozialen Status und Stress ab. Die Indexpunkte der zufriedensten und der unzufriedensten Beschäftigten klaffen seit Jahren immer weiter auseinander – Gutverdiener sind glücklicher. Unter den zehn Prozent der frustriertesten Beschäftigten sind vorwiegend Textilarbeiter und Reinigungskräfte, sowie Fabriks-, Bau- und Lagerarbeiter. Das Hauptproblem: Die Arbeit ist körperlich belastend und schlecht bezahlt.
Zudem spielt Ausbildung eine zentrale Rolle für die spätere Zufriedenheit im Job: Jeder Fünfte derjenigen ohne Weiterbildung nach Pflichtschulabschluss ist „extrem unglücklich“ im Job. Mit einem Lehrabschluss reduziert sich der Anteil bereits auf acht Prozent.
„In der Frage der Arbeitszufriedenheit helfen keine politischen Gesetzesänderungen“, sagt Johann Kalliauer, Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK) und Auftraggeber der Studie. Viel wichtiger sei, Belastungen zu reduzieren und nach Altersstufen zu differenzieren. Der stärkste Negativfaktor für ältere Mitarbeiter seien unflexible Arbeitszeiten. (ozl)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2020)