4 Tanzpaare, 1972.
Augenblicke

Momente des Erwachens aus der Isolation

Kunst als Therapie. Talent zwischen Genialität und Wahnsinn: „Art Brut“. Sie entsteht in Gugging im „Haus der schlafenden Vernunft“. Oswald Tschirtner ist einer ihrer psychisch kranken, bedeutendsten Bewohner. Seine Bilder gleichen die Unebenheiten des Lebens aus.

„Der Frühling schläft noch; aber im Feber macht er die Augen auf. Und im März ist er da! Hoffentlich! Mit seinen Schneeglöckchen und Veilchen.“ Ein Gedicht, eine sprachliche Kostbarkeit (Ernst Jandl) des Dichters und Malers Ernst Herbeck. Der an Schizophrenie Leidende ist 45 Jahre lang Patient der Niederösterreichischen Landesnervenklinik Gugging.

„Schizophrene sind Künstler“ entdeckt der Psychiater Leo Navratil Ende der 1950er-Jahre bei Zeichentests zu diagnostischen Zwecken mit seinen Patienten. Man dürfe nie vergessen, „dass es leidende Menschen sind, die diese Kunst hervorbringen“, stellt Navratil fest. Für die Talentiertesten seiner Schützlinge – wie Johann Hauser, August Walla, Ernst Herbeck und Oswald Tschirtner – gründet der Arzt eine kunsttherapeutische Wohngemeinschaft. Deren Bewohner Möbel, Decken und Wände mit magisch wirkenden Todesengeln und schriftlichen Botschaften aus der Wahnwelt bemalen: „Bin ein Idiot, weil dumm erschuf mich der liebe Gott“, schreibt August Walla in die Sprechblase eines Selbstporträts.

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