Jedes Jahr im Juli beging Venedig auf der Pontonbrücke vor der Kirche Il Redentore eine Prozession zur Erinnerung an die Pest von 1576. Gemälde von Joseph Heintz.
Epidemien und ihre Bekämpfung

Die Seuche und der schnelle Tod

Wir bekämpfen Epidemien im Zeitalter der Globalisierung vielfach mit archaischen Methoden wie vor 650 Jahren: Mit Massenquarantäne und Isolation von Städten, ein Instrumentarium, das schon im Mittelalter gegen Seuchen entwickelt wurde.

„Wie viele rüstige Männer, schöne Frauen und blühende Jünglinge aßen noch am Morgen mit ihren Verwandten, um am Abend desselben Tages in einer anderen Welt mit ihren Vorfahren das Nachtmahl zu halten!“ Das ist der schnelle Tod, wie ihn Giovanni Boccaccio beschrieb, als die Pest 1348 in Florenz wütete. Historiker schätzen, dass mindestens 25 Millionen Europäer durch die Pestepidemie im 14. Jahrhundert, den „Schwarzen Tod“, wie man später sagte, ihr Leben verloren. Zeitgenössische Darstellungen schilderten das unermessliche Leid. Es war die größte demografische Krise des Mittelalters, möglicherweise wurde ein Drittel der Bevölkerung Europas hinweggerafft.

Die „Globalisierung“ von damals, der Kontakt zwischen Ost und West, vollzog sich auf Karawanenwegen und Schifffahrtsrouten. Eine These besagt, dass die Pest in den Steppen Zentralasiens ausbrach und sich dann entlang der Routen ausbreitete. Nur auf Schiffen ließen sich große Warenmengen transportieren. Es ist nicht verwunderlich, dass die Pest sich entlang der Küsten, von einem Hafen zum anderen, schneller verbreitete als über die Verkehrswege im Binnenland. Die Menschen waren ihr wehrlos ausgeliefert wie bei so vielen Seuchen, und diese Ohnmacht sollte etliche Jahrhunderte andauern.

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