Mein Montag

So einen hanebüchenen Unsinn hört man leider oft

Mit einem Hahn hat hanebüchen überhaupt nichts zu tun.
Mit einem Hahn hat hanebüchen überhaupt nichts zu tun.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Leuten sagen, dass sie Unsinn reden – sehr oft machen wir das mithilfe eines Baums.

Botaniker wissen es vermutlich. Alle anderen müssten wohl erst nachschlagen, wenn Sie gerade jemanden zeihen, hanebüchenen Unsinn zu sprechen. Nachschlagen nämlich, was hanebüchen eigentlich bedeutet. Schon klar, dahinter steckt, dass etwas abwegig, haarsträubend, himmelschreiend, unglaublich, unerhört, ungeheuerlich oder vielleicht sogar unmöglich ist. Aber woher kommt dieser Begriff und was war seine ursprüngliche Bedeutung? Jetzt kommen die Botaniker ins Spiel. Denn – bitte stellen Sie sich jetzt Trommelwirbel vor – dahinter steckt ein Baum. Vermutlich haben Sie schon einmal von der Hainbuche gehört. Sie wissen schon, die heißt Buche, obwohl sie gar keine ist, sondern zur Familie der Birkengewächse gehört. Ihren Namen hat sie von ihrer Ähnlichkeit mit der Rotbuche und dem Hag, einem Gelände, das von einer Hecke (ja, der Begriff hat dieselben Wurzeln) eingefriedet ist. Dass die Weißbuche gern als Hecke gepflanzt wurde, hat ihr schließlich den Namen Hagebuche eingebracht. Verwandt ist der Begriff übrigens auch mit dem Hain, einem kleinen Wald oder Park. Dass aus der Hagebuche eine Hainbuche wurde, ist also auch nachvollziehbar. Aber all das erklärt nicht, wie der Baum quasi synonym zum Unsinn wurde. Nun, das hat mit der Beschaffenheit des Holzes zu tun, das knorrig, derb und widerstandsfähig ist. Insofern handelt es sich bei hanebüchenem Unsinn um so etwas wie groben Unfug. Und auch allein kann man hanebüchen heute verwenden, eben im Sinne von empörend, unerhört oder skandalös.

Exkurs: Die österreichisch-derbe Variante hat mit einem Baum nichts zu tun: Der Ausruf „So ein Schas“ erfüllt aber eine ähnliche Funktion. Das Österreichische Wörterbuch anerkennt (im Gegensatz zum Duden) übrigens auch die Schreibweise mit ß. Aber Schaß, seien wir uns ehrlich, das klingt schon sehr hanebüchen.

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2020)

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