Feuer und Fluten

EU- Umweltbehörde warnt vor unausweichlichen Folgen des Klimawandels

APA/AFP/ANGELOS TZORTZINIS
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Die EU-Staaten müssen alles daran setzen, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad zu halten, warnt die Umweltagentur der Union. In einem Worst-Case Szenario könnten manche Orte bis zu 1000 Mal häufiger von Überflutungen betroffen sein.

Regelmäßige Überflutungen in Rotterdam, Le Havre oder London, dazu mehr Waldbrände, Dürren und Stürme: Die Folgen des Klimawandels sind nach Einschätzung der EU-Umweltbehörde EEA auch in Europa bereits unausweichlich. Die EU-Staaten müssten sich darauf einstellen und zugleich alles daran setzen, die Erderwärmung abzubremsen, erklärte die EEA am Montag.

"Der Klimawandel vollzieht sich schon jetzt und wird in der Zukunft gravierender werden, selbst wenn die globalen Bemühungen zur Senkung der Treibhausgase Erfolg haben", erklärte die Behörde mit Sitz in Kopenhagen. "Doch werden die Folgen viel weniger schlimm, wenn es durch Senkung der Treibhausgase gelingt, die globale Erderwärmung deutlich unter zwei Grad zu halten, wie es das Pariser Abkommen vorsieht." Steige die Temperatur stärker, würde dies einen erheblich stärkeren Klimawandel bedeuten, erklärten die EU-Fachleute.

Die EEA zeigt den Unterschied in verschiedenen Szenarien für die nächsten Jahrzehnte. Werden keine Maßnahmen ergriffen, würden Dürren im Süden Europas, auf der iberischen Halbinsel, in Südfrankreich, Italien, Griechenland und der Türkei, immer häufiger. Das werde Auswirkungen auf das Einkommen der Bauern und die Preise von Landwirtschaftsprodukten haben. Landwirte könnten die negativen Effekte des Klimawandels aber durch Anpassungen beim Einsatz der Pflanzensorten, beim Aussähen und bei der Bewässerung abfangen.

Der Meeresspiegel könnte um bis zu einen Meter steigen

Mit Dürre und Rekord-Hitzewellen gehen beispiellose Waldbrände einher, wie sie zuletzt die Polarregionen und Südeuropa heimsuchten. Die Brandgefahr werde aber noch steigen, besonders in West- und Südeuropa.

Der Klimawandel werde zudem zu stärkeren Regenfällen in vielen Teilen Europas führen, die Gefahr von Sturzfluten werde steigen. In Zentral- und Osteuropa könnte in einem Szenario mit hohen Emissionen im Winter bis zu 35 Prozent mehr Regen fallen. In Südeuropa könnte es ein Viertel so viele schwere Regenfälle im Vergleich zu heute geben.

Auch der Anstieg des Meeresspiegels und damit verbundene Überflutungen an den Küsten würden im Fall von höheren Treibhausgasemissionen deutlich schlimmer ausfallen: In einem Szenario mit niedrigen Emissionen um lediglich 0,2 bis 0,4 Meter bis Ende des 21. Jahrhunderts, im schlimmsten Fall um bis zu einen Meter. Manche Orte könnten im Worst-Case-Szenario in diesem Jahrhundert bis zu 1000 Mal mehr von Überschwemmungen betroffen sein.

Überschwemmungen sorgen für Milliardenschäden

Es hätte schwere Folgen für Ökosysteme, Siedlungen, Infrastruktur und die Bevölkerung, sollten Küstenregionen keine Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Die 17 größten Küstenstädte könnten Überflutungen bis 2100 jährlich bis zu 31 Milliarden Euro kosten. Wären 2030 knapp mehr als 100.000 Menschen von den Überschwemmungen betroffen, würde die Zahl auf bis zu 3,56 Millionen ansteigen. Besonders betroffen wären die Küsten Belgiens, der Niederlande, Nordwest-Deutschlands, Dänemarks, Südschwedens, Süd- und Westfrankreichs und im Nordosten Italiens.

Der Chef des Umweltausschusses im Europaparlament, Pascal Canfin, warnte: "Der Klimaschock kommt und kann nicht mehr vermieden werden." Nötig sei eine "ernsthafte Anpassungsstrategie", um Bürger, Häuser, Wirtschaft und Tourismus zu schützen. Gleichzeitig müsse Europa das Ziel verfolgen, bis 2050 klimaneutral zu werden und so den globalen Klimawandel zu begrenzen, erklärte Canfin.

>>> Bericht zu den Auswirkungen des Klimawandels.

(APA/dpa/me)

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