Sturmwarnung

Orkan "Sabine" fegt über Österreich

Das Sturmtief "Sabine" weht bereits über den Bodensee in Vorarlberg
Das Sturmtief "Sabine" weht bereits über den Bodensee in VorarlbergAPA/DIETMAR STIPLOVSEK
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In Österreich erreichte das Sturmtief am Montagmittag seinen Höhepunkt und sorgte vor allem in Nieder- und Oberösterreich für Spitzen von 100 km/h und darüber. Auch Teile Tirols und Vorarlbergs sind betroffen.

Während das Sturmtief "Sabine" schon am Sonntag für erhebliche Schäden in Teilen Europas gesorgt hat, wurden in Österreich erste Spitzen in den Mittagsstunden verzeichnet. Insbesondere in Nieder- und Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg sorgten Böen von 100 km/h und darüber für zahlreiche Feuerwehreinsätze. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hat daher zuvor die höchste von vier Warnstufen ausgerufen. Im Gebirge wehten orkanartige Böen über 120 km/h, der vorläufige Spitzenwert wurde am Tiroler Brunnenkogel mit 147,6 km/h gemessen.

Dennoch vielen die Folgen in Österreich im Vergleich zu vielen nordeuropäischen Staaten relativ gering aus. Personen kamen nicht zu Schaden, jedoch kam es zu Sachschäden und zahlreiche Feuerwehreinsätze in Nieder- und Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg. Tausende Stromausfälle wurden aus den beiden östlichen Bundesländern vermeldet.

Zoo und Parks in Wien gesperrt

Auch in Wien bereitete sich die Feuerwehr auf das Sturmtief „Sabine“ vor: Man halte alle verfügbaren Einsatzkräfte - also rund 400 Personen - sowie Reservefahrzeuge bereit. Aus- und Fortbildungen wurden abgesagt, zusätzliches Personal gebe es aber keines. „Wenn es dann losgeht, gibt es aber eine erhöhte Einsatzbereitschaft“, so der Sprecher. Das heißt: Bei Bedarf wird die Ausrückstärke verändert, damit mehr Einheiten zur Verfügung stehen als sonst.

In Wien sind Parkanlagen sowie die Tiergärten vorsorglich gesperrt worden. Der Tiergarten Schönbrunn schloss seine Pforten gegen 11.00 Uhr, die Bundesgärten schlossen Augarten, Belvederegarten, Burg- und Volksgarten und den Schlosspark Schönbrunn. Offen sind die Friedhöfe, jedoch riet ein Sprecher der Bestattung Wien diese nur bei unbedingter Notwendigkeit aufzusuchen. Die rund 40 Trauerfeiern, die für den heutigen Tag angesetzt sind, werden voraussichtlich aber stattfinden können, sagte Florian Keusch, Leiter Kommunikation bei der Bestattung.

STURMTIEF 'SABINE' - ZAHLREICHE PARKS IN WIEN GESPERRT / PRATER HAUPTALLEE
STURMTIEF 'SABINE' - ZAHLREICHE PARKS IN WIEN GESPERRT / PRATER HAUPTALLEEAPA/HERBERT NEUBAUER

Die derzeitige Wetterlage sorgt dafür, dass auch die Prater Hauptallee, der Donaupark, der Wasserpark, der Türkenschanzpark sowie der Kurpark Oberlaa vorerst keine Besuche zulässt, sagte der Wiener Stadtgartendirektor Rainer Weisgram am Montag. Weisgram appellierte, für die Dauer des Sturms die Nähe von Bäumen zu meiden.

Es würden insgesamt 60 Parkanlagen, die mit Toren und Zäunen versehen sind, geschlossen und zusätzlich mit einem Absperrband versehen, dass das jeweilige Gelände als bis auf Weiteres nicht zugänglich kennzeichnet. Dazu kommen weitere 160 Anlagen in der Bundeshauptstadt, die ebenfalls mit einem Sperrband versehen werden. Gesperrt wurde am Montag auch der Eistraum am Rathausplatz, allerdings nur bis 17.00 Uhr. Der Lainzer Tiergarten bleibt laut Forstdirektor Andreas Januskovecz ebenfalls geschlossen.

Starke Einschränkungen im Zugfernverkehr

Laut ÖBB kommt es im Fernverkehr zwischen Deutschland, Tschechien und Österreich wegen "Sabine" zu starken Einschränkungen, am Vormittag wurden vom Flughafen Wien in Schwechat 31 ausgefallene von über 600 geplanten Flüge vermeldet, 14 Abflüge und 17 Ankünfte sind betroffen, sagte ein Sprecher.

Windböen in Linz:

In den nordwestlichen Landesteilen wird der Wind auch morgen Dienstag noch einmal auffrischen, jedoch werden die Spitzen nur noch bei 60 bis 90 km/h liegen. Die aktuelle ZAMG-Prognose hat jedoch im nördlichen Tirol und Vorarlberg auch hier noch einmal die Höchstwarnstufe prognostiziert.

Die Frage, ob der Sturm nun "Ciara" oder "Sabine" hieß, stellte sich für die ZAMG übrigens nicht, man verzichte auf derartige Bezeichnungen. Hinter der Bezeichnung "Sabine" steckt jedenfalls das Institut für Meteorologie FU Berlin, aktuelle Patin ist eine gewisse Sabine Kaufmann. Die Bezeichnung "Ciara" wurde hingegen vom britischen Wetterdienst vergeben.

Stromausfall in 30.000 Haushalten in Oberösterreich

Besonders von dem Orkan betroffen war Oberösterreich. 30.000 Haushalte waren Montagvormittag in den Bezirken Schärding und Rohrbach mehrere Stunden lang ohne Strom, berichtete die Netz OÖ, bis Mittag waren es noch 15.000 Haushalte.

Wie lange die Reparaturen im Anspruch nehmen, konnte nicht abgeschätzt werden. Denn teilweise war es aus Sicherheitsgründen nicht möglich, alle Schadstellen zu erreichen. Der Sturm fegte mit 125 km/h über die beiden Bezirke und entwurzelte an exponierten Stellen reihenweise Bäume.

Auf die Straße gestürzte Bäume in Oberösterreich
Auf die Straße gestürzte Bäume in OberösterreichAPA/FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR

Die Feuerwehren standen seit etwa 8.30 Uhr im Dauereinsatz. Am Vormittag rechnete man damit, zumindest noch bis 14.30 Uhr alle Hände voll zu tun zu haben. Der Sturm hatte vor allem den Norden des Bundeslandes fest im Griff. Großteils hatten die Einsatzkräfte umgestürzte Bäume von Straßen zu entfernen, teils waren auch Bäume in Stromleitungen gestürzt. In einigen Fällen mussten verwehte Gegenstände - etwa schlecht gesichertes Trampolin - wieder "eingefangen" werden. In Piberschlag (Bezirk Rohrbach) saß ein Rettungsfahrzeug zwischen umgestürzten Bäumen fest und konnte nicht mehr weiter.

Besonders anschaulich wurde das Ausmaß des Sturmtiefs in einem Video, das auf Sozialen Medien die Runde machte. In dem Video aus der Gemeinde Sarleinsbach im Mühlviertel ist zu sehen, wie „Sabine“ Bäume förmlich wie Streichhölzer umknickt und binnen Sekunden ein Waldstück verwüstet.

Vereinzelte Feuerwehreinsätze in Salzburg

in Salzburg wurden in den ersten Stunden nach Eintreffen von „Sabine“ nur geringe Schäden verzeichnet. Das Landesfeuerwehrkommando berichtete gegen 13.00 Uhr von sieben Feuerwehren, die wegen umgestürzter Bäume oder abgebrochener Äste in Summe zehn Mal ausrücken mussten. Im Flachgau stürzte zudem ein Baum in die Fahrleitung der Salzburger Lokalbahn. Die seit der Früh gesperrte Strecke der Deutschen Bahn zwischen Rosenheim und München wurde um 12.42 Uhr wieder für den Zugverkehr freigegeben.

In der Stadt Salzburg waren wegen des herannahenden Sturms vorsorglich alle Parks, Friedhöfe und die Hellbrunner Allee gesperrt worden. Auch der Gaisberg-Rundwanderweg durfte ab Montagvormittag nicht mehr begangen werden. In den Skigebieten blieben vorsorglich einzelne Liftanlagen geschlossen. In den Salzburger Gebirgsgauen sollte der Sturm allerdings schon abgeschwächt eintreffen.

Kein Strom in 5000 niederösterreichischen Haushalten

Rund 5000 Haushalte waren am Montagvormittag in Niederösterreich. Am schwersten betroffen waren das Most- und das Waldviertel. Am Nachmittag hatte sich die Lage nach Angaben von EVN-Sprecher Stefan Zach etwas entspannt. Im Waldviertel forderte der Sturm auch den NÖ Straßendienst. Etwa 100 Mitarbeiter rückten aus.

In Pürbach stürzte ein Baum auf die Oberleitung
In Pürbach stürzte ein Baum auf die OberleitungAPA/FF PÜRBACH

Zudem kam es zu dutzenden Feuerwehreinsätzen im Waldviertel. Die Franz-Josefs-Bahn wurde "wegen Unwetterschäden" im Abschnitt Göpfritz - Ceske Velenice gesperrt, berichteten die ÖBB auf ihrer Website. Beim Bahnhof Pürbach war ein Baum in die Oberleitung gestürzt, teilte Christopher Seif von den Bundesbahnen mit.

Die Garnitur wurde laut Franz Resperger vom Landesfeuerwehrkommando Niederösterreich evakuiert. Verletzte habe es nicht gegeben. Seif zufolge befanden sich 20 Passagiere in dem Zug. Die ÖBB haben für den blockierten Streckenabschnitt einen Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Für das Waldviertel bestand Resperger zufolge jedenfalls bis zum frühen Nachmittag eine Sturmwarnung seitens der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

Zahlreiche Einsätze für Vorarlberger Feuerwehren

In Vorarlberg sorgte der Sturm für zahlreiche Feuerwehreinsätze. Bis Mittag gingen bei der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) 67 Alarmierungen ein. In der Mehrzahl der Fälle ging es um verlegte Straßen und abgedeckte Dächer, in Bregenz stürzte ein Baum auf einen Pferdestall, in einem Hafen in Hard am Bodensee sank ein Boot. Verletzt wurde vorerst niemand.

Die Feuerwehr musste vor allem im Bereich zwischen Dornbirn und Bregenz sowie im Bregenzerwald ausrücken, verstärkt ab 10.00 Uhr. Windböen erreichten Geschwindigkeiten von über 100 km/h, etwa in Sulzberg im äußersten Norden des Bregenzerwalds. Am Bodensee wurden um 11.00 Uhr 99 km/h gemessen, in Bregenz 74 Stundenkilometer.

In den Skigebieten standen zahlreiche Lifte und Bahnen still. Am Arlberg etwa waren nur 24 von 88 Anlagen in Betrieb, im Skigebiet Silvretta Montafon vier von 35.

Tirol: Aufenthalt im Freien kritisch

Innsbruck/Wien/Berlin (APA) - Das Sturmtief "Sabine" wütete in Tirol vor allem am Alpennordrand, insbesondere im Außerfern. Das Land Tirol riet daher dort von Aktivitäten im Freien ab. Hier wurden Windspitzen von 90 bis 110 km/h erwartet, punktuell auch mehr. Im Gebirge wehen orkanartige Böen über 120 km/h. Auch der Aufenthalt in Wäldern sei bei Sturm lebensgefährlich, hieß es.

Schwerere Schäden wurden bis Mittag aber keine verzeichnet. Die Situation sei eher ruhig, bisher seien vor allem auf Landes-und Gemeindestraßen gestürzte Bäume zu verzeichnen, hieß es von der Leitstelle Tirol.

(APA)

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