Der Sieg der ehemaligen IRA-Partei Sinn-Féin droht das Thema Wiedervereinigung zu beschleunigen, obwohl der Norden der Insel dafür noch nicht bereit ist.
Nach dem überraschenden Wahlsieg der linksgerichteten Partei Sinn Féin in Irland steht das Land nicht nur vor einer schwierigen Regierungsbildung. Kommt der ehemalige politische Arm der Untergrundorganisation IRA tatsächlich in Dublin an die Macht, wird auch das Thema Wiedervereinigung in den Mittelpunkt rücken. Die Parteichefin der Sinn Féin, Mary McDonald, hatte im Wahlkampf zwar mit sozialen Forderungen gepunktet, aber auch ein baldiges Referendum über die Wiedervereinigung in Aussicht gestellt.
Mit 24,5 Prozent der Stimmen, und damit als stärkste politische Kraft, wird die langjährige Oppositionspartei eine der beiden anderen großen Parteien, Fianna Fáil (22,2 Prozent) oder Fine Gael (20,9 Prozent), für eine Regierungsmehrheit benötigen. Ein zusätzliches Problem für McDonald ist, dass sie nicht einmal so viele Mandatare auf ihrer Wahlliste angeführt hatte, wie sie nun Parlamentssitze gewinnen konnte. Dennoch stellt sie den Anspruch auf die Regierung. Die Partei des bisherigen Regierungschefs, Leo Varadkar, die bürgerlich-liberale Fine Gael, hat ihr Nein zu einer Zusammenarbeit mit Sinn Féin bereits bekräftigt. Die rechtsliberale Fianna Fáil ließ sich diese Option vorerst offen.