Streiks gehören nun auch in der Pflege zum gewerkschaftlichen Repertoire. Über ein Druckmittel, das mit Vorsicht genützt wird – und seine Folgen im Land der Sozialpartner.
Wien. Die Sozialwirtschaft, die Branche der Pfleger und Betreuer, zählt mehr als 120.000 Beschäftigte. Sie arbeiten als Tagesmütter, Behindertenbetreuer und Sozialarbeiter. Vor allem aber als Pfleger. Am Montag wurde wieder über den Kollektivvertrag verhandelt. Die Gewerkschaft ging mit einer klaren Ansage in die Verhandlung: Arbeitszeitverkürzung – oder Streik. Die Gewerkschaft hat nur eine Forderung aufgestellt: Die Wochenarbeitszeit soll von 38 auf 35 Stunden reduziert werden. Nur 30 Prozent der Beschäftigten arbeiten Vollzeit. Für sie soll die Arbeitszeitverkürzung gelten. Für die Teilzeitbeschäftigten käme das einer Lohnerhöhung um 8,6 Prozent gleich. Die Arbeitgeber lehnten das zuletzt ab und boten eine Entgelterhöhung von 2,35 Prozent. Die Verhandlungen dauerten bis Montagnacht an. Das Ergebnis: Warnstreiks, die ersten bereits am Dienstag.
Ein Notbetrieb bleibt aufrecht
Nun kennt man Streiks ja von Beamten, Eisenbahnern und Metallern. Dass Pfleger in den Ausstand treten, ist eine rezente Erscheinung: 2018 gab es zum ersten Mal Warnstreiks in der Branche, die sich 2019 wiederholt haben. Das liegt zum einen daran, dass die Sozialwirtschaft erst seit dem Jahr 2004 einen eigenen Kollektivvertrag hat. Und zum anderen hat sich die Lage in den vergangenen Jahren zugespitzt, so die Gewerkschaft. Sie sieht einen „Pflegenotstand“: „Die Menschen schaffen das nicht mehr, sie brauchen mehr Zeit für Erholung“, sagt Eva Scherz, Chefverhandlerin der GPA-djp.