Epidemie

Coronavirus: Schon mehr als 1000 Tote in China

(200208) -- WUHAN, Feb. 8, 2020 -- Medical workers are seen in the nursing unit B of Wuhan Livingroom in Wuhan, central
(200208) -- WUHAN, Feb. 8, 2020 -- Medical workers are seen in the nursing unit B of Wuhan Livingroom in Wuhan, centralimago images/Xinhua
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Während die Zahl der Toten so schnell stieg wie noch nie seit Ausbruch der Krankheit, ging die Zahl der Neuinfektionen leicht zurück. China will infizierte Personen, die keine Symptome aufzeigen, nicht mehr in seiner Statistik anführen.

Der Ausbruch des Coronavirus in China zieht personelle Konsequenzen nach sich: Wie das Staatsfernsehen am Dienstag berichtete, sind die Chefs der Gesundheitskommission in der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei entlassen worden.

Zhang Jin, Parteisekretär der Gesundheitskommission von Hubei, und Liu Yingzi, der Direktor der Behörden, wurden demnach von Wang Hesheng, dem stellvertretenden Leiter der Nationalen Gesundheitskommission, abgelöst. Zuletzt war in China immer mehr Kritik an der Untätigkeit oder langsamen Reaktion der Behörden auf den Ausbruch laut geworden.

Für landesweite Bestürzung und Anteilnahme sorgte vergangene Woche der Tod des Arztes Li Wenliang, der frühzeitig vor dem Ausbruch des Coronavirus gewarnt hatte, aber laut Berichten gezwungen wurde, diese "Gerüchte" nicht weiter zu verbreiten. Der 34-Jährige starb, weil er sich mit dem Virus angesteckt hatte.

Xi spricht von „sehr ernsten Situation“

Bisher hat der Virus in der Volksrepublik schon mehr als 1000 Menschen das Leben gekostet. Innerhalb der vergangenen 24 Stunden fielen der Lungenkrankheit weitere 108 Menschen zum Opfer, womit bisher insgesamt 1016 Menschen in China an der Lungenkrankheit gestorben sind. Das teilte die Gesundheitskommission in Peking am Dienstag mit.

Allein 103 neue Opfer wurden aus der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei gemeldet. Während die Zahl der Toten so schnell stieg wie noch nie seit Ausbruch der Krankheit, ging die Zahl neuer Infektionen am Dienstag im Vergleich zum Vortag zurück. Landesweit wurden 2478 weitere Erkrankungen gemeldet, somit stieg die Gesamtzahl der nachgewiesenen Infektionen auf dem chinesischen Festland auf 42.638.

Unterdessen sprach Präsident Xi Jinping am Montag von einer weiterhin "sehr ernsten" Situation, wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. China werde aber im Kampf gegen die Epidemie "mit Sicherheit einen vollen Sieg erringen".

Ein Prozent weniger Wirtschaftswachstum

Xi Jinping machte die Bemerkungen bei einem seiner ersten öffentlichen Auftritte seit Ausbruch der Krankheit. Staatsmedien zeigte den Präsidenten beim Besuch einer Wohnanlage und eines Krankenhauses in Peking, beim dem er einen weißen Kittel und Mundschutz trug. Der Parteichef forderte laut Xinhua, die Auswirkungen der Epidemie auf die Wirtschaft zu minimieren. Er drängte demnach darauf, von "restriktiveren Maßnahmen" abzusehen.  Massenentlassungen sollten vermieden werden.

Dem Nationalen Institut für Finanzen und Entwicklung zufolge könnte der Ausbruch des Coronovirus das chinesische Wirtschaftswachstum heuer um bis zu einen Prozentpunkt dämpfen. "Kurzfristig können die Auswirkungen der Epidemie auf die Wirtschaftstätigkeit nicht ignoriert werden - vor allem, da Dienstleister und kleine Unternehmen mit knappen Kapitalzuflüssen einem größeren Druck ausgesetzt sind", sagte der stellvertretende Institutschef Zeng Gang.

Nach der Zwangsverlängerung der Ferien um das chinesische Neujahrsfest begannen viele Städte nur langsam damit, die Arbeit wieder aufzunehmen. In Peking und Shanghai blieben U-Bahnen und andere öffentliche Verkehrsmittel in der Hauptverkehrszeit zu Beginn der Woche ungewöhnlich leer, was darauf hindeutete, dass viele Unternehmen noch immer geschlossen blieben oder ihre Mitarbeiter baten, von zu Hause zu arbeiten.

Volkswagen stoppt weiter Produktion

Betroffen waren auch viele deutsche Firmen. Volkswagen teilte am Montag mit, die Produktionsaufnahme seiner Fabriken in China wegen der anhaltenden Epidemie noch einmal verschoben zu haben. Man stünde vor Herausforderungen wegen Verzögerungen in der Wiederaufnahme der landesweiten Lieferketten und auch wegen begrenzter Reisemöglichkeiten für Mitarbeiter. Den Erwartungen nach könne die Produktion spätestens Anfang nächster Woche in allen Fabriken wieder aufgenommen werden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) richtet am Dienstag und Mittwoch einen Expertengipfel zum Coronavirus aus. Die WHO erhofft sich so einen schnellen und fundierten Austausch der bisherigen Erkenntnisse zu der mysteriösen Lungenkrankheit. Die weltweit führenden Fachleute wollen sich in den zwei Tagen unter anderem mit Therapien, der möglichen Quelle des Virus und seiner Übertragbarkeit befassen. Auch mögliche Impfungen sollen thematisiert werden.

China will infizierte Personen, die keine Symptome zeigen, nicht mehr in seiner Statistik der Ansteckungen führen. Erst wenn Krankheitssymptome aufträten, werde die Person als "infiziert" geführt, heißt es darin. Wie viele Infektionen damit gar nicht erst erfasst werden, ist unklar. Generell dürfte die Dunkelziffer nicht registrierter Fälle immens sein. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte in ihren täglichen Pressekonferenzen zum Virus zuletzt betont, dass rund 80 Prozent der Infektionen einen milden Verlauf nähmen. 

(APA/dpa)

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