Der Pflegefall ist die SPÖ. Und die einzige Medizin, so meinen Partei-Doktoren, ist ein Streik. Das ist der eigentliche Grund, warum die KV-Verhandlungen in der Sozialwirtschaft stocken.
Wien. Dass die Kollektivvertragsverhandlungen in der Sozialwirtschaft nun tatsächlich in Warnstreiks münden, ist gelinde gesagt ein Kunststück. Denn nirgendwo stehen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer so nahe wie bei den Pflegeberufen. Auf Seiten der Arbeitgeber verhandeln nämlich keine Industriellen oder hart gesottene Kapitalisten. Da sitzen großteils Leute, die sich mehrheitlich den Sozialdemokraten und Grünen verbunden fühlen. Vorsitzender der Sozialwirtschaft ist Volkshilfe-Chef Erich Fenninger. Er ließ vor zwei Wochen mit einem Facebook-Eintrag aufhorchen. Da schrieb er über die Forderung nach einer 35-Stunden-Woche, „dass auch diese Maßnahme zu einer deutlichen Verbesserung der Arbeitsbedingungen führen würde“.
Wäre es vorstellbar, dass etwa ein Metaller-Verhandler auf Unternehmerseite öffentlich Verständnis für eine 35-Stunden-Woche äußert? Natürlich nicht. Denn im Gegensatz zum Verein für Sozialwirtschaft müssen echte Unternehmer das Verhandlungsergebnis auch aus eigener Tasche bezahlen.