Pizzicato

Du hast mich versetzt

Du hast mich verletzt. Kannst du dir vorstellen, wie ich mich fühle?

Ich habe gewartet auf dich. Bin extra früh aufgestanden, habe geduscht und die Wohnung aufgeräumt. Ich habe nicht gefrühstückt, denn was wäre, wenn du plötzlich vor der Tür stündest und da noch ein angebissenes Kipferl läge. Unruhig bin ich auf der Couch gesessen. Habe alle paar Minuten auf die Uhr geschaut. Bin aufgestanden und habe aus dem Fenster gespäht.

Nicht einmal auf die Toilette gehen habe ich mich getraut. Was wäre, wenn du genau dann klingeln würdest. Wir haben uns ja schon länger nicht mehr gesehen. Das letzte Mal muss ein Jahr her gewesen sein. Ich hatte danach das Gefühl, dass alles im Reinen ist. Ein wohliges Gefühl der Wärme stieg in mir hoch.

Und dann, dann war da auf einmal diese Ankündigung. Dass du wieder vorbeikommen würdest. Und ich mir Zeit für dich nehmen sollte. Ja, ich habe das gemacht. Habe auf alles verzichtet, den Termin freigeräumt. Und mich auf deinen Besuch gefreut.

Nach zwei Stunden bin ich unruhig geworden. Kein Klopfen. Kein Läuten. Wo bist du? Ich habe dann bei dir angerufen. Die Dame hat gesagt, du wärst schon wieder weg. Wir müssen uns verpasst haben. Aber ich war da. Du hast nicht geklopft. Du hast nicht geläutet. Du hast mich versetzt, Rauchfangkehrer! (eko)

Reaktionen an: erich.kocina@diepresse.com

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