Rasinger plädiert für Börsengang der Casinos Austria

Die Presse/Fabry
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Novomatic will seinen Anteil an den Casinos Austria loswerden. Die tschechische Saska-Gruppe will ihn haben. Anlegerschützer Wilhelm Rasinger empfiehlt eine andere Lösung.

Am Mittwoch informiert der niederösterreichische Glücksspielkonzern Novomatic die Miteigentümer der Casinos Austria (Casag), dass er sein 17-prozentiges Casinos-Aktienpaket an die tschechische Sazka verkaufen will. Der Deal kann nicht einfach so über die Bühne gehen, weil alle Aktionäre, auch der Staat, ein anteiliges Aufgriffsrecht haben. Nach Ansicht von Anlegerschützer Wilhelm Rasinger sollte der Staat nicht aufstocken, sondern die Casinos an die Börse bringen.

Derzeit hält die Republik über die Beteiligungsholding ÖBAG 33 Prozent an den Casinos, Mehrheitseigentümerin ist mit 38 Prozent schon jetzt die tschechische Sazka-Gruppe, hinter der der Milliardär Karel Komarek steht. Novomatic-Eigner Johann Graf will aus dem ehemals größten Konkurrenten im Inland aussteigen, das 17-prozentige Aktienpaket ist etwas mehr als 100 Millionen Euro wert.

Im Gefolge der Sitzung bekommen alle Casinos-Aktionäre wahrscheinlich noch einmal zwei Monate Zeit, um sich zu entscheiden, ob sie die von Novomatic zum Verkauf gestellten Casinos-Anteile unter den heute bekanntgegebenen Bedingungen anteilig aufgreifen.

Die ÖBAG sollte das nicht tun, sagte Rasinger am Mittwoch zur APA und sprach sich erneut für einen Börsengang der Casinos Austria aus. Wünschenswert wäre ein starker Kernaktionär mit einem Anteil von 25 Prozent. Das müsse nicht unbedingt die ÖBAG sein, wenngleich er sich momentan außer der Beteiligungsholding niemanden vorstellen könne, der kurzfristig "so viel Geld für diese Branche zur Verfügung stellt".

„Leidvolle Erfahrungen"

Dem Vernehmen nach verhandelt die tschechische Sazka, die von Anfang an die Kontrolle über die Casinos angestrebt hat, bereits seit geraumer Zeit mit der ÖBAG. In der Rede ist eine Lösung nach dem Vorbild der börsennotierten Firmen Telekom oder OMV, wo der Staat ebenfalls investiert ist und bei wichtigen Fragen mitreden darf.

Eine "konstruktive Aktionärsvereinbarung" zwischen ÖBAG und Sazka ist aus Sicht von Rasinger "das Beste, was man derzeit machen kann". Aber: "Es muss nicht 1:1 die Telekom nachgebildet werden." Keine so gute Idee wäre es bei den Casinos nach Meinung Rasingers, wenn der Staat CEO und Aufsichtsrat bestimmen könnte. "Da bin ich vorsichtig. Bei den Casinos haben wir leidvolle Erfahrungen machen müssen, was da alles möglich ist", so Rasinger im Hinblick auf die Politpostenschacheraffäre rund um den schon wieder abgesetzten Casinos-Finanzchef Peter Sidlo (FPÖ), die im Mittelpunkt strafrechtlicher Ermittlungen steht.

Es genügte, wenn die ÖBAG zwei bis drei Aufsichtsräte in den Casinos sitzen hätte; und der Casinos-Aufsichtsrat sollte auf sechs bis acht Mitglieder verkleinert werden, so Rasinger. Derzeit sind es 18.

Wichtig wäre aus Sicht des Anlegerschützers und Präsidenten des Interessensverbands für Anleger (IVA) ein Börsengang. "Dadurch erhöht sich die öffentliche Kontrolle und die Verantwortung des Managements gegenüber der Allgemeinheit." Und: "Das, was wir in der Vergangenheit hatten, wäre nicht mehr möglich", so Rasinger.

Einen IPO der Casinos befürworten auch Teile der ÖVP, wie schon seit längerem zu hören ist. Damit würden die Casinos übrigens der von der Regierung vorgesehenen Kontrolle durch den Rechnungshof (RH) doch entgehen. Laut dem türkis-grünen Transparenzpaket soll der RH künftig zwar schon Unternehmen ab 25 Prozent Staatsanteil prüfen dürfen. Börsennotierte Staatsfirmen, so steht es im Regierungsprogramm, sind aber ausgenommen.

Rasinger würde das nicht stören, denn durch eine Börsennotiz "hätten sie schon sehr viel Kontrolle". Wenn dann der Rechnungshof "drei, vier, fünf Jahre später mit der Weisheit des Rückblicks Dinge beurteilt", wäre das fast zu viel des Guten.

Was aber sehr wohl infrage zu stellen sei, sei die komplizierte Gesellschafterstruktur der Lotterien, der Cashcow des Casinos-Austria-Konzerns. "Warum muss zum Beispiel dort der ORF beteiligt sein", fragt Rasinger. Die kleinteilige, verschachtelte Eigentümerstruktur sei historisch erklärbar, aber nicht mehr zeitgemäß.

Auch Novomatic ist bei den Lotterien mit durchgerechnet rund 11 Prozent investiert. Ob Novomatic-Eigentümer Graf, bei dem es im Zuge der Casinos-Affäre wie bei anderen prominenten Beschuldigten eine Razzia gegeben hatte, auch diese Beteiligung loswerden will, ist offen. Rasinger dazu: Ein Minderheitsanteil der Novomatic bei den Lotterien sei "a priori nicht verwerflich", jedoch sollte sich der Novomatic-Konzern deklarieren, ob er beteiligt sein oder Lieferant sein wolle. Novomatic sei ein "hochkompetenter Lieferant von solchen Dingen" (Glücksspielautomaten, dazugehörige Software etc., Anm.). Es sei zu hinterfragen, ob eine "Doppelfunktion" (Lieferant und Gesellschafter) sinnvoll sei.

ÖBAB prüft alle Optionen

In der CASAG-Aufsichtsratssitzung sind erwartungsgemäß noch keine Entscheidungen über die Aufteilung des Novomatic-Anteils gefallen. Die ÖBAG werde alle Optionen in Ruhe abwägen. Das übergeordnete Ziel der ÖBAG sei klar: „Wir suchen, wie bei allen unseren Beteiligungen, die Lösung mit der höchsten Wertschöpfung für den Standort und die österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler sowie den bestmöglichen Schutz österreichischer Arbeitsplätze“, heißt es in einer Mitteilung der Beteiligungsfirma.

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