In Kiew und im Kreml gab es ein Köpferollen. Die Ernennung neuer Unterhändler auf beiden Seiten gibt Hoffnung auf eine Verbesserung der angeschlagenen Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine.
Es bewegt sich etwas in der durch Krieg und Krim-Annexion verfahrenen Beziehung der beiden Nachbarn Ukraine und Russland. Neuernennungen in Kiew und Moskau deuten auf eine mögliche weitere Entspannung in den schwierigen bilateralen Beziehungen. Neue Verhandler im Dienst der beiden Staatsoberhäupter stehen für einen pragmatischeren und weniger ideologischen Zugang.
In Kiew ernannte Präsident Wolodymyr Selenskij am Dienstag mit dem 48-jährigen Juristen Andrij Jermak einen neuen Chef der Präsidialverwaltung. Jermak löst Andrij Bohdan ab, der als früherer Anwalt und Vertrauter des Oligarchen Ihor Kolomojskij seit seinem Amtsantritt höchst umstritten war. Die Beziehung zwischen dem neuen Präsidenten Selenskij und seinem inoffiziellen Förderer Kolomojskij, der seine nationalisierte Bank zurückerhalten wollte, gestaltete sich nicht einfach. Offenbar liegen dem Personalwechsel auch interne Konflikte in Selenskijs Team zugrunde.
Ukrainischen Medien zufolge kam es immer wieder zu Streitigkeiten zwischen Bohdan und den Vertrauten Selenskijs aus seiner Filmproduktionsfirma „95. Kwartal“ sowie Innenminister Arsen Awakow. Bohdan, der bei öffentlichen Auftritten stets an der Seite Selenskijs zu sehen war und den Zugang zu ihm streng kontrollierte, war für sein rasantes Arbeitstempo, aber auch für sein aufbrausendes Temperament bekannt. Dem politischen Analysten Wolodymyr Fesenko zufolge habe Selenskij lange über die Entlassung nachgedacht – und sich schließlich für den Wechsel entschieden.