Die mechanische Rotor-Chiffriermaschine CX-52 IMG wurde ab 1952 durch den schwedischen Erfinder und Unternehmer Boris Hagelin von seiner im selben Jahr in der Schweiz gegründeten Crypto AG hergestellt.
"Presse"-Recherchen

Wie die „Operation Rubikon“ in Österreich ablief

Das Außen- und das Verteidigungsministerium verwendeten Verschlüsselungsgeräte der Firma Crypto AG, mit denen Nachrichtendienste Deutschlands und der USA weltweit Abhöraktionen durchführten.

Wien/Berlin. Auch Österreich war ein Schauplatz der gigantischen Geheimdienst-Operation „Rubikon“. Wie „Die Presse“ erfuhr, hatten das Außen- und auch das Verteidigungsministerium Verschlüsselungstechniken jener Schweizer Firma Crypto AG verwendet, über die CIA und der BND, die Nachrichtendienste der USA und Deutschlands, weltweit Abhöraktionen durchgeführt hatten. Ein ehemaliger Diplomat, der namentlich nicht genannt werden will, erinnert sich, dass die Schweizer Geräte in den 1970er-Jahren in der Wiener Zentrale und in ausgewählten Botschaften im Einsatz waren. Auch früheren Angehörigen des Bundesheeres sind die Crypto-Apparate noch ein Begriff.

Offiziell hält sich das Verteidigungsministerium allerdings auf Anfrage der „Presse“ bedeckt. Und auch das Außenamt kalmiert. „Wir können ausschließen, dass in den 1980er-Jahren und danach Verschlüsselungsgeräte der Firma Crypto eingesetzt wurden“, teilt Peter Guschelbauer, Sprecher des Außenministeriums, mit. Doch in der Dekade davor steckte Österreich nach Informationen der „Presse“ gewiss in der Crypto-Abhörfalle der Nachrichtendienste Deutschlands und der USA.

Aufgeflogen in Österreich

Die Operation Rubikon war erst am Dienstag von ZDF, „Washington Post“ und dem Schweizer Rundfunk enthüllt worden. Demnach haben CIA und BND ab 1970 und jahrzehntelang manipulierte Verschlüsselungstechnik in über 100 Länder verkauft, an Irans Mullah-Regime, an den Vatikan, an die argentinische Militärjunta, an Portugal. Und eben auch an Österreich.
Die neutrale Republik zählte in den Siebzigern zu den Kunden der Crypto AG. Und sie wurde gleichfalls mit beschädigter, also entschlüsselbarer Ware beliefert. Das geht aus jenem CIA-Papier hervor, das den Namen der römischen Göttin der strategischen Kriegsführung trägt: Minerva. Das ZDF-Magazin „Frontal 21“ hat die Informationen in dem Minerva-Papier zu Österreich mit der „Presse“ geteilt. Sie decken sich mit den Erinnerungen des österreichischen Ex-Diplomaten, zu dem „Die Presse“ Kontakt hat. Und sie führen zurück in den Kalten Krieg.

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