Die Versprechen, die Boris Johnson den Briten zum EU-Austritt gemacht hat, erweisen sich nach und nach als trügerisch. Eine Gegenüberstellung von Wunsch und Wirklichkeit.
»„Britische Bürger werden weiterhin in die EU reisen können: als Touristen, Studenten, Arbeitnehmer."«
Mit diesem Versprechen, das Boris Johnson in seiner ersten „Telegraph“-Kolumne nach dem gewonnenen Brexit-Referendum im Juni 2016 gegeben hat, verhält es sich wie mit dem klassischen Sowjet-Witz von der Frage an Radio Eriwan: Im Prinzip ist es richtig, aber . . .
An der Möglichkeit, in die EU reisen zu können, ändert sich für die Briten nach dem Ablauf der Übergangsperiode am 31. Dezember 2020 in der Tat wenig. Was sich allerdings teils gewaltig ändern wird, sind die Modalitäten dieser Reisen.
Wenige Tage nach dem EU-Austritt – und ohne viel Aufhebens – hat die britische Regierung auf ihrer Website die neuen Reiserichtlinien für die Zeit nach dem 1. Jänner 2021 veröffentlicht. Die mediale Zurückhaltung dürfte mit dem Ausmaß der Neuerungen für britische Touristen zusammenhängen. Die Pflicht, einen gültigen Reisepass mitzuführen, ist lediglich lästig. Ernst zu nehmender ist hingegen der Hinweis, dass Reisende mit chronischen Krankheiten eine zusätzliche Reiseversicherung abschließen müssen, da Großbritannien aus dem EU-Programm des Auslandskrankenscheins (EHIC) fällt. Haustierbesitzer werden ersucht, mindestens vier Monate im Voraus um Einreiseerlaubnis anzusuchen. Hinzu kommt, dass das in der EU geltende Verbot von Roaminggebühren für Briten gestrichen wird.