Ausstellung

„Home Stories“: Bilder und Abbilder

Glashaus. Das „Casa do Vidro“ von Lina Bo Bardi in Saõ Paulo lässt die Natur ins Innere.
Glashaus. Das „Casa do Vidro“ von Lina Bo Bardi in Saõ Paulo lässt die Natur ins Innere.(c) Beigestellt
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Wie man wohnt, das verrät schon einiges: über sich selbst, über die Zeit, in der man lebt. Und auf wen man gehört hat. Die Ausstellung „Home Stories“ im Vitra Design Museum erzählt davon.

Zuhause, das ist ungefähr die Gegend, wo man im Normalfall etwas draußen lässt, vor einer Tür, die man noch dazu zusperren kann. „Home“, das ist die Welt, in der Menschen ganz sie selber sind, natürlich abhängig davon, wie gut sie die anderen kennen, die auch noch dort wohnen. Denn eigentlich beginnt man schon sein „soziales Gesicht“ aufzusetzen in dem Moment, in dem man aus dem Badezimmer kommt, das meinte auch der amerikanische Soziologe Erving Goffman. Und schon steckt man auch mittendrin, in den gesellschaftlichen Zusammenhängen, die gern gestalterisch auch auf den Quadratmetern zuhause kondensieren. Aber auch, welche Vorstellungen gerade durch die Medien kursieren, wie man denn leben soll. Oder konkreter: Wie man wohnen soll. Die Stimmen sind zahlreich, die es versuchen zu sagen. Da­runter sind nicht nur Journalisten, sondern durchaus Autoritäten. Architekten etwa, die das Verkünden von Wohnkonzepten auch als gesellschaftliche Aufgabe verstehen. Und gerade diesen Stimmen versucht die Ausstellung „Home Stories. 100 Jahre, 20 visionäre Interieurs“ im Vitra Design Museum in Weil am Rhein nachzuspüren. Und gerade in diesem Zeitraum sind so einige idealtypische Vorstellungen des Wohnens beinahe ikonisch geworden: „In diesem Verlauf sind die Konzepte von Interieur und Architektur auch voneinander abgezweigt“, meint Jochen Eisenbrand, der die Ausstellung kuratiert hat.

Antivilla. Das Büro Brandlhuber+Emde irritiert die Seh- und Wohngewohnheiten.
Antivilla. Das Büro Brandlhuber+Emde irritiert die Seh- und Wohngewohnheiten.(c) Beigestellt

Abziehbilder. Heute würden die Architekten zum Interieur nicht mehr so sehr den Zugang finden, genauso wenig wie die breite Bevölkerung zur Architektur, meint Eisenbrand. Die Menschen wenden sich niederschwelligeren gestalterischen Ansätzen zu, den Deko- und Einrichtungsideen der Wohnzeitschriften. Lang schon verheißen diese, wie schön die Habitate der Menschen sein können, wenn man sie sich leisten kann. Auch globale Phänomene wie Ikea trommeln natürlich kräftig mit, wie man sich einrichten soll. Diese und einige Stränge mehr, gesellschaftliche, politische, ideengeschichtliche, greift die Ausstellung auf. Sie zeigt Bilder vom Wohnen, in ganz unterschiedlichen medialen Darreichungsformen und -formaten. In Fotografien etwa, aber auch in Modellen sowie – wie im Prozess des Interieurdesigns üblich – in Form von Mood-Boards, angefertigt von Illustratoren der Gegenwart für Wohnprojekte der Vergangenheit, aus Zeiten, als dieses bildliche Medium noch gar keine Art der gestalterischen Annäherung war. Etwa für die Villa Tugendhat von Mies van der Rohe in Brno. Oder die Villa Müller von Adolf Loos in Prag. „Wir wollten jedenfalls markante Fallbeispiele zeigen, die ideengeschichtlich noch bis heute nachhallen“, sagt Eisenbrand. Dazu gehören auch Projekte, die nicht „im strengeren Sinn ein Interieur abbilden.“ Sondern für eine gesamtheitliche Herangehensweise stehen: Wie etwas das gigantische Siedlungsbauprojekt des „Neuen Frankfurt“.

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