Tiefschwarz. Keine Sorge, es gibt in Cortina  immer eine rote Piste außen herum.
Cortina

Unterwegs mit Kristian Ghedina

Cortina wird in den nächsten Jahren Schauplatz von Ski-WM und Olympischen Spielen. Mit Weltmeister Kristian Ghedina hat der Dolomiten-Ort einen beherzten Botschafter.

Kristian Ghedina, Ski-As aus Cortina
Kristian Ghedina, Ski-As aus CortinaJupp Suttner

Grinsend deutet Kristian Ghedina mit dem Skistock auf die Stelle: „Hier hat es Lindsey Vonn ins Fangnetz ge . . .“ Gedroschen? Das Wort ist nicht ganz genau zu verstehen. Einerseits des pfeifenden Windes wegen, der gerade auf der Weltcup-Strecke von Cortina herrscht – aber vielleicht hat andererseits auch einfach der Nebel, der ein wenig über der Tofana hängt, das Gesagte verschluckt. Es kann jedoch als dritte Möglichkeit auch sein, dass es sich ganz schlicht so verhält: „Mein Deutsch ist nicht gut“, sagt der Italo-Abfahrtsheld, „aber lustig.“
Kristian Ghedina – von 1988 bis 2006 im Weltcup startend („Ich erlebte zwei Generationen.“) – ist an diesem Tag als Botschafter von Cortina d’Ampezzo mit ein paar ausländischen Reportern auf Ski unterwegs, um die Pisten der Alpinen Skiweltmeisterschaften im Februar 2021 zu präsentieren. Und fügt, nachdem er den Stock wieder von der Vonn-Crashstelle gesenkt hat, hinzu: „Aber es war alles spaghetti mit ihr.“ Paletti.

Das Wortwitzchen zeigt bereits – der gebürtige Ladiner zählt zu jenem Teil der Menschheit, der so gut wie immer die gute Laune als Banner durch die Welt trägt. Und das, obwohl seine Mutter, eine Skilehrerin, bei einem Lawinenunglück ums Leben kam, als er 14 war. Ghedina befährt die WM-Pisten mit Besuchern wie uns mit offenen Skischuhen. Und düst den legendären Tofana-Schuss, die Mutprobe eines jeden Urlaubers, natürlich kerzengerade hinab – ohne einen einzigen Schwung einzulegen. Dennoch klagt er: „Heute keine Kraft mehr, heute nur noch trallala, trallala . . .“

Olympische Reife. Immerhin: Beim Damen-Weltcup-Rennen im Januar 2019 rasten die Athletinnen hier mit 140 km/h durch diese Passage – doch Ghedina als Vorläufer wurde mit 157 Stundenkilometern gemessen. Und war damit logischerweise auch um etliches schneller als Toni Sailer, der damals, 1956, als 20-jähriger Kitzbüheler Jungweltstar, an diesem Ort dreifacher Olympiasieger wurde. „Von Olympia 1956“, weiß der 1969 geborene Ghedina, „leben wir immer noch.“ Dieses Fünf-Ringe-Event habe Cortina so berühmt gemacht, dass es zum Nobelort avancierte. „Viele Leute sagen mir, dass sie Cortina lieben – weil so wenig Leute Ski fahren.“ Stimmt. Die 5850-Einwohner-Gemeinde ist berühmt dafür, dass viele Gäste lediglich eine einzige Auffahrt bestreiten, um sofort eine Hütte und/oder einen Liegestuhl aufzusuchen. Denn meist herrscht hier prächtiges Wetter. Und ab 17 Uhr wirft man sich dann in den Nerz oder Zobel. Wenn auf der ganzen Welt Pelzmäntel verboten würden – in Cortina würden sie dann immer noch getragen.

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