„ani_male“

Georg Blaschke und Jan Machacek: Im Visier der Kamera

Tierische Fusion: Medienkünstler Jan Machacek und Tänzer Georg Blaschke.
Tierische Fusion: Medienkünstler Jan Machacek und Tänzer Georg Blaschke. (c) Carolina M. Frank (Carolina M. Frank)
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In „ani_male“, der neuen Performance von Georg Blaschke und Jan Machacek, verschmilzt der Tanzkörper mit Videobildern.

Der Tanzkörper wird verfolgt und ausspioniert, der lange Arm der Maschine beobachtet den bewegten Körper, hält ihn im Bild fest; das wird verformt, zerlegt und bewegt. Die Videobilder werden lebendig und treten mit dem Körper auf der Bühne in Kontakt, das Auge der Kamera ist immer nah, Beobachter, Spion, Jäger. Das Subjekt wird zum Objekt, der Gejagte zum Jäger, er reagiert auf die Bilder an der Wand, die auf ihn zurückblicken. „ani_male“ heißt die neue Produktion von Georg Blaschke und Jan Machacek, die am 20. Februar im Studio brut Premiere hat.

Seit 2017 arbeiten die Wiener Künstler, der Tänzer und Choreograf Georg Blaschke und der bildende Künstler Jan Machacek, zusammen, überwinden alle Schwierigkeiten, die durch die unterschiedlichen Medien und Perspektiven jedes Mal neu auftauchen. „Ich arbeite analog“, sagt Blaschke, „und weiß gar nicht, welche Bilder Jans Maschinen machen. Jan arbeitet digital oder eigentlich mit digitaler Technik, letztlich aber doch auch recht analog. Deshalb können wir immer zu einem stimmigen Ende kommen.“ Für die Zuschauer verschmelzen Tanzkörper und Videobilder im von Sabine Wiesenbauer genau durchdachten und erprobten Bühnenlicht mit der von Christian Schröder gestalteten Musik und dem Bühnenbild von Hanna Hollmann: Umwerfend wirkt das und auch unheimlich. Doch der bloße Effekt liegt den Künstlern fern: „Das ist nicht unser Ziel, wichtig ist die Essenz“, und für Blaschke im Besonderen „das Körperbild“.

Der Körper und sein Abbild. Die von Jan Machacek digital generierten und veränderten Bilder folgen dem Tanzkörper, bieten ihm Paroli und machen sich selbstständig, sie erscheinen als Schatten und Gegenüber, Doppelgänger und Kontrahent. Schon in der ersten gemeinsamen Arbeit, „I don’t remember this body“ (2017), war dieses Verhältnis von Körper und seinem Abbild eindringlich zu beobachten.

Lange Zeit war der Körper in Bewegung für Georg Blaschke „einfach zur Abreaktion da“. Nach der Matura hat er Mathematik inskribiert und sein Studium ordnungsgemäß als Magister rerum naturalium abgeschlossen. „Mit dem Unterrichten habe ich meinen Weg zum Tanz finanziert, ich habe mich nicht gleich als Künstler gesehen. Der Körper und seine Möglichkeiten haben mich zwar schon immer fasziniert. Bereits in der Schule habe ich kleine Choreografien gemacht. Dass ich dafür auch Geld bekommen kann, ist mir erst spät aufgegangen.“ Um nicht nur von den spärlich rieselnden Subventionen abzuhängen, unterrichtet der nunmehrige Künstler Blaschke weiterhin Mathematik: „Zurzeit am Nachmittag an einer Problemschule.“

Auch wenn der Tänzer im Lauf der Zeit sein eigenes Vokabular entwickelt hat, beschreibt er sein Bewegungsrepertoire lieber mit dem Begriff „movement research“: „Damit finde ich den somatischen Zugang zu meiner Arbeitsweise, der Begriff ist auch im Tanzunterricht gut anwendbar.“ Der Probenprozess für das aktuelle Projekt findet in der Marktgasse, im geräumigen Atelier von Toxic Dreams, statt. Blaschke und Janacek arbeiten sowohl gemeinsam als auch getrennt voneinander. „Georg geht, würde ich sagen, von innen nach außen, und ich den umgekehrten Weg. Wir treffen ei­­nander in der Mitte mit unseren flüchtigen Medien: Körper und Video“, beschreibt Machacek die Arbeit.

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