Die EU-Kommission geht davon aus, dass der Höhepunkt der wirtschaftlichen Auswirkungen im ersten Quartal auch schon erreicht ist.
Die EU-Kommission hält trotz Coronavirus an ihren Wirtschaftsprognosen für die EU und die Eurozone fest. 2020 und 2021 soll die gesamte Union um je 1,4 Prozent zulegen, die Euro-Länder um je 1,2 Prozent. Das Virus hat die Brüsseler Behörde in ihrer Winterprognose noch nicht „eingepreist“. Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni räumte aber ein Risiko ein, das von der Krankheit ausgeht.
Noch sei es zu früh, die Auswirkungen des Coronavirus abzuschätzen. Die Weiterverbreitung der neuartigen Lungenkrankheit sei das Kern-Abschwungrisiko, so Gentiloni bei der Präsentation der Wirtschaftsaussichten am Donnerstag in Brüssel.
Je länger der Ausbruch der Krankheit dauert, desto größer das Risiko, dass sie auch die Wirtschaftsstimmung und die globalen Finanzierungsbedingungen verschlechtert. Derzeit geht die Brüsseler Behörde davon aus, dass der Ausbruch in China im ersten Quartal zu einem Höhepunkt kommt und daher die globalen Folgen begrenzt bleiben. Besonders betroffen ist momentan laut Gentiloni der Tourismussektor in und außerhalb Chinas, auch globale Lieferketten kämen wegen des Coronavirus unter Druck. Sicher sei, dass Chinas Wirtschaft von großer Bedeutung für die Weltwirtschaft sei, so Gentiloni mit Blick auf die SARS-Epidemie im Jahr 2003. Damals habe Chinas Anteil an der Weltwirtschaft 4,5 Prozent betragen, heute 17,7 Prozent. Und: 18 Prozent der weltweiten Reiseausgaben würden von Chinesen getätigt. Man könne sich vorstellen, was es für die Tourismusbranche bedeuten würde, wenn sich das Coronavirus weiter verbreitet.
Risiken für die europäische Wirtschaft sind eine instabile geopolitische Lage im Nahen Osten, was die Ölpreise steigen lassen könnte, Unruhen in Lateinamerika und Ungewissheiten beim globalen Handel.
(Ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2020)