Strafe bringt Airbus in Verlustzone

AUT, Oesterreich, Austria, Innsbruck, 29.12.2018: Zwei Jets von Thai Airways auf dem Weg nach Bangkok. Sie ziehen Konden
AUT, Oesterreich, Austria, Innsbruck, 29.12.2018: Zwei Jets von Thai Airways auf dem Weg nach Bangkok. Sie ziehen Kondenimago images/Arnulf Hettrich
  • Drucken

Luftfahrt. Da der europäische Flugzeughersteller aufgrund eines Vergleichs wegen Korruptionsvergehen 3,6 Mrd. Euro Strafe zahlen musste, rutschte er im Geschäftsjahr 2019 in die roten Zahlen.

Erst Ende Jänner musste der US-Flugzeughersteller Boeing aufgrund des Debakels rund um die 737 Max einen Verlust von 636 Mio. Dollar bekannt geben. Sein Hauptkonkurrent, Airbus, konnte auf dem Markt von der Schwäche Boeings zwar profitieren – rote Zahlen gibt es aber auch bei dem europäischen Konsortium. So fuhr Airbus im Jahr 2019 einen Verlust von 1,36 Mrd. Euro ein, wie das Unternehmen am Donnerstag bekannt gab. Grund dafür waren Strafzahlungen nach einer Einigung mit Behörden wegen Bestechungs- und Korruptionsvorwürfen. Airbus hatte eingewilligt, insgesamt 3,6 Mrd. Euro an Frankreich, Großbritannien und die USA zu zahlen.

In Frankreich ist der Löwenanteil der Strafe in der Korruptionsaffäre fällig geworden – nämlich 2,1 Mrd. Euro. In Großbritannien beläuft sich die Geldstrafe auf knapp 984 Mio. Euro, die USA sollen knapp 526 Mio. Euro bekommen. Der frühere deutsche Konzernchef Thomas Enders hatte bereits die Mitarbeiter des Luft- und Raumfahrtkonzerns auf die Möglichkeit „erheblicher Strafen“ eingestimmt. Auslöser der Ermittlungen war eine Selbstanzeige des Unternehmens. Die Behörden untersuchten unter anderem Bestechungsvorwürfe im Zusammenhang mit Verträgen beim Verkauf von Zivilflugzeugen und Satelliten.

Österreich droht Airbus

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) drohte dem Airbus-Konzern unterdessen mit einer Rückabwicklung des im Jahr 2003 unterzeichneten Eurofighter-Kaufvertrags und forderte eine „voll umfassende Kooperation mit den Behörden der Republik bei der endgültigen Aufklärung der Eurofighter-Causa“.

Zusätzlich zu den Strafen musste Airbus wegen zunehmend schlechter Exportaussichten für den Militärtransporter A400M Sonderbelastungen von 1,2 Mrd. Euro verbuchen. Eine Ursache sei das Verbot von Rüstungsexporten nach Saudiarabien, heißt es bei dem Konzern.

Die Airbus-Aktionäre sollen trotz des Verlusts eine auf 1,80 (Vorjahr: 1,65) Euro erhöhte Dividende bekommen. Denn operativ war das Jahr für Airbus durchaus erfreulich: So stieg das um die genannten Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis um 19 Prozent auf 6,9 Mrd. Euro. Der Umsatz legte um elf Prozent auf 70,5 Mrd. Euro zu. Für 2020 rechnet Airbus mit einer weiteren Steigerung des bereinigten Betriebsgewinns auf 7,5 Mrd. Euro. Abhängig sei dies allerdings davon, dass Weltwirtschaft und Luftverkehr gemäß den Erwartungen wüchsen und es zu keinen größeren Turbulenzen durch die Ausbreitung des Coronavirus oder den Zollstreit komme.

Neuer Auslieferungsrekord

Für 2020 strebt Airbus die Auslieferung von rund 880 Zivilflugzeugen an. Dies wäre eine weitere Steigerung gegenüber dem Rekord von 863 Maschinen 2019, darunter 642 Flugzeuge der A320-Familie. Der Konzern lote gemeinsam mit seinen Zulieferern eine Ausweitung des A320-Programms über die monatliche Produktionsrate von 63 Maschinen aus. Die Zahl der Nettobestellungen für Zivilflugzeuge sei im vergangenen Jahr auf 768 gestiegen, 21 mehr als im Vorjahr.

Airbus verhandelt unterdessen über eine Vorbestellung für bis zu 100 A220-Jets, wie aus Industriekreisen verlautete. Zuvor war bestätigt worden, dass der hoch verschuldete kanadische Zug- und Flugzeugbauer Bombardier sich von seinen restlichen Anteilen am Bau des kleinsten Airbus-Verkehrsflugzeugs, A220, trennt. Bombardier dürfte nun vor einer Zerschlagung stehen. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.